Das Thema Meeresschutz liegt unserem Team besonders am Herzen. Daher berichten wir an dieser Stelle über Hintergründe zum Thema „Meer und Umwelt.“ Es geht um Forschungsprojekte, Algen, Quallen, Plastikverpackungen, Naturschutz in der Kieler Förde … und vieles mehr!

Ich genieße ein unfassbares Privileg. Morgens schwinge ich mich aufs Rad und rolle Richtung Nord-Ostsee-Kanal. Je nach morgendlichem Ambitionsgrad radel ich über die Hochbrücke und genieße eine Wahnsinns-Aussicht oder nehme die „Adler I“. Das ist eine überaus charmante Personenfähre, die dank Beschluss von 1925 immer, immer kostenlos bleiben muss.

Nun könnte man meinen, das war das Highlight – aber nein, es geht gerade erst los! Denn auf der anderen Seite angekommen trete ich weiter in die Pedale, so weit, bis ich fast in die Ostsee plumpse. Angekommen!

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Bio-Dulse-Algenflakes im Glas mit Etikett B12

Vitamin B12 spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung der roten Blutkörperchen, der Zellteilung, beim Homocystein-Stoffwechsel, der Funktion des Nervensystems und der DNA-Replikation. Es kann ausschließlich von Mikroorganismen hergestellt werden und gelangt über die Nahrungskette in den tierischen und menschlichen Organismus. Gute Vitamin-B12-Lieferanten sind Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte sowie Eier und Milchprodukte. Doch für Veganer bieten Algen eine Alternative.

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Weißschimmel auf Brie Käse

Im Gegensatz zum fünften Geschmack “Umami” ist “Kokumi” kein eigenständiger Geschmack, sondern eine Geschmacksempfindung, die gern genutzt wird, um das Geschmackserlebnis abzurunden. Auch in Algen findet man die dafür verantwortlichen Stoffe.

Was ist “Kokumi” nun genau?

Wie “Umami” stammt der Begriff “Kokumi” aus Japan. Die wörtliche Übersetzung aus dem Japanischen lautet: »reicher (koku) Geschmack (mi)«.

Während der Umami Geschmack (→ Artikel “Umami – der fünfte Geschmack”) vorwiegend durch freies Glutamat erzeugt wird, ist Kokumi kein eigenständiger Geschmack, da es im Mund keine sensorischen Rezeptoren gibt, die bei Aktivierung ein Nervensignal an das Gehirn senden. Stattdessen beschreibt Kokumi das Phänomen, dass bestimmte Substanzen zwar nicht selbst schmecken, aber Speisen sensorisch verändern. Das führt zu einem vollmundigen und vielschichtigen Geschmackserlebnis.

Enthält eine Speise eine sowohl Umami- als auch Kokumi-basierende Würze, dann entsteht im Mund das, was häufig mit „Geschmacksexplosion“ bezeichnet wird.

Schemo zu Geschmacksempfindung, Umami und Kokumi

Wie kommt Kokumi zustande?

Die Rezeptoren aus der Gruppe Calcium-Rezeptoren (CaSR) binden Calciumionen und verstärken die Sinneseindrücke Umami, süß und salzig.

Weiterhin sind vor allem Gamma-Glutamylpeptide (auch γ-Glutamilpeptide) für den Kokumi-Effekt verantwortlich. Das sind kurze Proteinbruchstücke aus zwei bis drei Aminosäuren mit einer Glutaminsäure an einem Ende. Allerdings muss zunächst die übliche alpha–Peptidbindung enzymatisch in eine gamma-Peptidbindung geändert werden, um Kokumi auszulösen. Die Bruchstücke entstehen durch den enzymatischen Abbau (Hydrolyse) von Eiweißen (Protein) wie z. B. Fleisch oder Sojabohnen und werden durch Fermentation mithilfe von Mikroorganismen verstärkt gebildet. Dies gilt jedoch nicht für die Milchsäuregärung oder alkoholische Gärung, da bei diesen Zucker als Ausgangsstoff genutzt wird.

Beim Gulasch, der würzigen Bolognesesauce oder dem deftigen Erbsen-, Linsen- oder Bohneneintopf entstehen die Peptide durch die lange Garzeit oder wiederholtes Aufkochen.

Das “vollmundige” Aroma kann aber auch bei Pfifferlingen, getrockneten Tomaten, reifem Käse oder auch Rotwein wahrgenommen werden. Daher werden sie gern zum “Abrunden” für “herzhafte” oder “deftige” Speisen verwendet.

Das japanische Geheimnis für einen abgerundeten Geschmack ist ein Dashi, das mit den Kokumi-Zutaten Sojasoße, Miso oder Mirin ergänzt wird (→ Artikel  “Dashi – das Geheimnis der japanischen Küche”).

Kokumi-reiche Speisen erhält man somit durch:

  • eiweißreiche Nahrungsmittel wie Fisch, Fleisch, Linsen, Bohnen, Soja, Pilze
  • langes Garen (thermische Zersetzung von Proteinen)
  • Fermentation (enzymatische Hydrolyse von Proteinen zu Peptiden)
  • Zusatz von Edelschimmelkulturen

Die Edelschimmelkulturen durchsetzen das (meist getrocknete) Lebensmittel und bauen die Eiweißbestandteile ab. In der Lebensmittelherstellung verwendete Edel-Schimmelpilze sind zum Beispiel:

  • Tempeh: Rhizopus oligosporus
  • Sojasauce: Aspergillus oryzae
  • Gorgonzola, Roquefort: Penicillium roqueforti
  • Camembert, Brie: Penicillium camemberti
  • Edelweine: Botrytis cinerea
  • Salami, Schinken: Penicillium nalgiovense
  • Kōji (zur Herstellung von Miso, Sake, Mirin, Natto): Aspergillus oryzae, Aspergillus sojae, Aspergillus luchuensis

Internationale Küche

Neben den in der guten Küche unverzichtbaren Fonds oder dem japanischen Dashi sind Produkte wie Parmesan („Pasta-Gewürz“), Knoblauch und Zwiebel, getrocknete und pulverisierte Pilze oder getrocknete Tomaten eine beliebte Methode, um Speisen geschmacklich aufzuwerten..

Es gibt in der internationalen Küche eine Vielzahl von Rezepten, die auf der Kombination von Umami und Kokumi basieren, vor allem Würzmittel (z. B. “Vegeta” aus Kroatien oder “Maggi Würze” aus der Schweiz), Würzsaucen wie z. B. italienisches Pesto, französische Tapenade, spanische Salsa, indisches Chutney oder Relish, englische Worcestersauce oder die asiatischen Umami-Pasten.

Parmesan ist – wie andere reife Hartkäse – ein Klassiker unter den Würzmitteln, da er fast doppelt so viel proteingebundene Glutaminsäure enthält wie jedes andere Lebensmittel. Während der Fermentierungsprozess bei Suppen, Eintöpfen und Saucen Kokumi freisetzt, wird bei Käsesorten durch den Reifungsprozess oder den Zusatz von Edelschimmel das Eiweiß zu den Kokumi-bildenden Eiweißbruchstücken abgebaut. Die Konzentrationen von Glutamyl-Peptiden nehmen in Käsesorten erwartungsgemäß mit zunehmendem Reifegrad zu. Die Zugabe von Blau- und Weißschimmelkulturen verstärken die Peptidkonzentrationen deutlich – auch bei kürzeren Reifezeiten.

Moderne Food-Designer setzen auch Umami und Kokumi inzwischen für ihre Kreationen ein. Dabei entstehen solch ungewöhnliche Kompositionen wie der Espresso Martini mit fein geriebenem Parmesan oder der Benton’s Old Fashioned, der mit krossem Bacon gereicht wird.

Würzige Zutaten und Algen in der Küche

Shio Koji: Wunderpaste für die Küche

Shio Kōji ist eine Wunderpaste, mit der sich Lebensmittel “verwandeln” lassen. Sie wird aus Reis hergestellt, der mit Sporen des Pilzes Aspergillus oryzae beimpft wird. Da die Paste lebenden Pilz enthält, kann dieser auf ein neues “Substrat” wie Fleisch oder Gemüse aufgebracht werden. Seine Enzyme zersetzen die Grundlage, wodurch sie würzig und weicher wird. Shio Kōji selbst hat einen milden, salzigen und relativ unspektakulären Geschmack.

Zum Marinieren wird eine dünne Schicht Shio Kōji auf Fleisch, Fisch oder Gemüse wie Auberginen, Zucchini oder Pilze aufgetragen. Anschließend lässt man es für einige Stunden oder Tage im Kühlschrank einwirken. Bei weichem Gemüse können bereits 15 – 30 Minuten ausreichen. Anschließend wird die Zutat auf übliche Weise zubereitet. Du wirst erstaunt sein, wie intensiv, saftig oder zart Dein Gericht nach der Behandlung schmeckt. Beim Marinieren können die Lebensmittel zusätzlich mit Algenflakes (→ Artikel “Algen essen leicht gemacht”) bestreut werden.

Shio Kōji ist reich an probiotischen Kulturen, Enzymen und Vitaminen, welche sich positiv auf die Verdauung und damit auf die Haut auswirken (→ Artikel “Die Haut ist ein Spiegelbild des Darms.”).

Warum sind Sellerie und Liebstöckel ebenfalls Geschmacksverstärker?

Sellerie enthält selbst keine geschmacksgebenden Stoffe, seine flüchtigen Bestandteile, wie die destillierbaren Phtalide, erzeugen durch die Aktivierung von Rezeptoren in der Nase eine Geschmacksintensivierung, ohne dabei selbst einen Geschmack zu erzeugen. Verkostet man die mit dem Sellerie-Destillat angereicherten Speisen mit verschlossener Nase, bleibt die geschmackliche Verstärkung aus.

Liebstöckel, das auch unter dem Namen “Maggikraut” (jedoch nicht in der gleichnamigen Flüssigwürze enthalten) bekannt ist, wird in Frankreich auch als “falscher Sellerie” bezeichnet. Das Küchenkraut aus der Familie der Doldenblütler enthält wie der Sellerie starke Duftnoten, die den Geschmack durch Reizung der Geruchsrezeptoren verstärken. Im Gegensatz zum Sellerie sind dafür die flüchtigen Stoffe Ligustilid und Sotolon verantwortlich. Der kräftige Eigengeschmack von Liebstöckel basiert – wie bei den meisten Gewürzpflanzen aus der Familie der Doldenblütler (Kümmel, Kerbel, Fenchel, Anis, Petersilie, Koriander) – auf ätherischen Ölen.

Algen und Kokumi

Viele Algen enthalten Inhaltsstoffe, die mit dem Kokumi-Effekt in Verbindung gebracht werden:

  • Peptide und Aminosäuren, z. B. Glutathion (γ-Glu-Cys-Gly) und γ-Glutamylpeptide (wie γ-Glu-Val-Gly), die bekannte Kokumi-Substanzen sind.
  • Mineralien, die die CaSR-Rezeptoren ansprechen.
  • Umami-Verbindungen wie Glutaminsäure und Nukleotide (z.  B. Inosinmonophosphat – IMP), die synergistisch mit Kokumi wirken.

Somit sind Algen eine großartige Zutat zum Kochen, Backen, Marinieren oder für Kaltspeisen, da sie sowohl Umami- als auch Kokumi-Noten beisteuern (→ Artikel “Gesund, nachhaltig, regional: Algenküche im Fokus”).

bunter Algen Flakes Mix mit Pasta und Gewürzen

Algenspezies mit Kokumi-Potenzial

Die Braunalge “Kombu” oder “Zuckertang” (Saccharina japonica; KRAFTPAKET) ist reich an Glutaminsäure und γ-Glutamylpeptiden. Sie wird traditionell zur Herstellung von Dashi verwendet, welches für sein tiefes und fülliges Aroma als Suppengrundlage geschätzt wird. Auch die Braunalgen Wakame (Undaria pinnatifida) und Hijiki (Sargassum fusiforme) sind reich an Aminosäuren mit kokumiartiger Wirkung.

Die Rotalge “Dulse” (Palmaria palmata; HERZBLUT) enthalten relevante Peptide. Vermutlich basiert darauf auch der interessante Effekt, dass in der Pfanne geröstete Dulse-Flakes ein aromatisches “Speck-Aroma” entwickeln können.

ergänzende Literatur:
Diese Studien unterstützen die Annahme, dass bestimmte Algenarten durch ihre spezifischen Peptid- und Aminosäureprofile den Kokumi-Geschmack in Lebensmitteln verstärken können:
„Fractionation and identification of antioxidant peptides from an enzymatic hydrolysate of the red seaweed Palmaria palmata“ ,
“pH-Dependent Extraction of Antioxidant Peptides from Red Seaweed Palmaria palmata: A Sequential Approach”

Bildnachweise:
Titelbild von Karolina Grabowska auf Pexels.com
Grafik „Geschmacksempfindung“ von Thorsten Walter, oceanBASIS GmbH
Fotos mit Meeresgarten „Glücksgriff“ von oceanBASIS GmbH

Lymphdrainage

Mit dem Blut gelangen Nährstoffe und andere Substanzen in das Körpergewebe und die Haut. Die Lymphgefäße transportieren dagegen Flüssigkeit aus den Geweben ab und befördern sie in die Lymphknoten, wo sie gefiltert wird. Da das Lymphsystem ein Teil des Immunsystems ist, aktivieren die bei der Filterung erkannten Krankheitserreger spezielle Immunzellen, was eine Immunreaktion auslöst.

Was ist die Lymphe?

Das Lymphsystem (Lymphatisches System) ist ein wichtiger Teil des Immunsystems des Menschen, das gegen Krankheitserreger, Fremdstoffe und krankhaft veränderte Körperbestandteile (z. B. Tumorzellen) schützt. Immunzellen bewegen sich zu 10 % im Gewebe, 30 % im Blut und zu 60 % im Lymphsystem. Neben der Funktion der Abwehr hat es auch eine Bedeutung beim Flüssigkeitstransport und steht in enger Beziehung zum Blutkreislauf.

Die Lymphflüssigkeit entsteht, wenn aus den feinsten Blutgefäßen (Kapillaren) die Blutflüssigkeit herausgepresst wird, um Stoffe mit den Gewebszellen auszutauschen. Sie wird deshalb auch als Zwischenzellflüssigkeit bezeichnet. Daher ist die Lymphe ähnlich zusammengesetzt wie die Blutflüssigkeit und das Meerwasser (→ Artikel “Meerwasser – Quelle des Lebens”). Beim Abfluss aus den Geweben enthält sie die Stoffwechselabbauprodukte („Schlacken“), Zelltrümmer und Fremdpartikel sowie Fette aus dem Verdauungstrakt. Außerdem ist in der Lymphe ein Großteil der weißen Blutkörperchen zu finden, die im Lymphsystem selbst gebildet werden. Überall im Gewebe wird die Lymphe von haarfeinen Lymphkapillaren aufgenommen, die am Anfang geschlossen sind. Rund 2 bis 3 Liter Lymphe bilden sich pro Tag aus der Gewebsflüssigkeit.

Schematische Darstellung des Lymphsystems

Die lymphatischen Organe

Außer dem haarfeinen Gefäßsystem (Lymphkapillaren) gibt es auch die lymphatischen Organe:

  • Thymus
  • Knochenmark
  • Milz
  • “Mandeln” (Tonsillen)
  • Lymphknoten (auch “Lymphdrüsen”)
  • “Wurmfortsatz“ (Anhang des Blinddarms)

In den sog. Lymphknoten – der Körper besitzt etwa 600 bis 800 davon – wird die Lymphflüssigkeit (interstitielle Flüssigkeit) gefiltert. Jeder Lymphknoten ist für die Aufnahme und Filtration der Lymphe einer Körperregion zuständig. Beim Durchströmen der Knoten werden feinste Partikel wie Zellfragmente, Giftstoffe und eingedrungene Mikroorganismen, die von den enthaltenen Lymphzellen (Lymphocyten) als körperfremd erkannt werden, von den “Fresszellen” unschädlich gemacht und enzymatisch aufgelöst (Phagocytose). Durch den Kontakt mit den Fremdartikeln werden noch unspezifizierte Lymphzellen zu ausdifferenzierten T-Zellen, Plasma-Zellen und Gedächtniszellen.

Die für ein bestimmtes Organ primär zuständigen Lymphknoten werden auch als Wächterlymphknoten bezeichnet. Diese werden bei bestimmten Erkrankungen zuerst untersucht. Die kleineren Lymphknötchen (Lymphfollikel) sind kugelige Kolonien von sich vermehrenden B-Lymphocyten. Diese sind relevant für die Produktion von Antikörpern und vermehrt im Dünn- und Dickdarm zu finden. Damit gehören sie zum Immunsystem der Darmschleimhaut (Mukosa-assoziierten lymphatischen Gewebe, MALT), wo sich bis zu 80 % der Antikörper-produzierenden Zellen befinden.

Der “lymphatischen Rachenring”, bestehend aus den Rachen-, Gaumen- und Zungenmandeln, erkennt potentielle Krankheitskeime bereits im Mund und kann – z. B. bei verdorbener Nahrung – Abwehrmechanismen einleiten.

Der Lymphfluss

Im Gegensatz zum Blutkreislauf, welcher durch den Herzmuskel angetrieben wird, besitzt das Lymphsystem kein eigenes Antriebsorgan. Der Flüssigkeitsfluss ist unidirektional und wird durch “Ventile” ähnlich der Venenklappen in den sammelnden Lymphgefäßen ermöglicht. Bei Gefäßen ohne Klappen hilft die Kontraktion von Muskeln, Organen und angrenzenden Blutgefäßen beim Flüssigkeitstransport. Daher ist sportliche Aktivität für die Sauberhaltung des Körpers ungemein wichtig.

Schematische Darstellung von Blut- und Lymphsystem

In einer ganzheitlichen Denkweise wird die gesamte Körperflüssigkeit als Lymphe verstanden, da das gesamte Flüssigkeitssystem des Körpers offen miteinander in Verbindung steht. Lymphgefäße münden letztendlich im sog. Venenwinkel (dem Zusammenfluss der beiden größten Venen) der Halsvenen und gelangen über die obere Hohlvene zum Herzen, wo die verbliebenen Bestandteile zu den Nieren und der Leber gepumpt werden, um letztendlich ausgeschieden zu werden.

“Die Lymphe, das ist das Allerfeinste, Intimste und Zarteste in dem ganzen Körperbetrieb … Man spricht immer von dem Blut und seinen Mysterien und nennt es einen besonderen Saft. Aber die Lymphe, die ist ja erst der Saft der Säfte, die Essenz … Blutmilch, eine ganz deliziöse Tropfbarkeit.”
Thomas Mann, aus dem Roman “Der Zauberberg”, 1924

Bei Wassermangel in den Geweben enthalten auch die Lymphgefäße zu wenig Flüssigkeit für den Abtransport. Sowohl Blut als auch Lymphe werden zähflüssig und lassen sich nur durch erhöhten Druck durch den Körper pumpen (Bluthochdruck). Daher ist eine ausreichende tägliche Trinkmenge auch für unser Immunsystem von großer Wichtigkeit.

Der Gehalt an Säuren und Basen im Körper verändert die Fließeigenschaften. Säuren lösen die gebundenen Wassermoleküle von den Eiweißen der Lymphflüssigkeit ab, wodurch es zu einer Verdichtung der Eiweiße kommt (Acidotische Lymphblockade). Eine Übersäuerung des Körpers führt daher zu einer verlangsamten Fließgeschwindigkeit der Lymphe (→ Artikel “Basische Bäder gegen die Übersäuerung”).

Stagniert die Flüssigkeit in den Lymphgefäßen, kann dies zu Lymphödemen („Wasser in den Beinen“) führen, da sich die Flüssigkeit dann in den Zellzwischenräumen des Gewebes ansammelt und Schwellungen hervorruft. Die Stagnation kann auch durch Entzündungen aufgrund von Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten hervorgerufen werden. Bei einer leichten Form der Erkrankung sind erhöhte Trinkmenge (mineralarmes Wasser), spezielle Sportübungen, das Tragen von Kompressionsstrümpfen und die Manuelle Lymphdrainage hilfreich.

Die manuelle Lymphdrainage wurde vom dänischen Physiotherapeuten Emil Vodder entwickelt. Die Lymphdrainage ist eine sanfte Massage zur Verbesserung des Lymphflusses und der Ausleitung von Schlacken aus dem Organismus. Gleichzeitig wird das Immunsystem aktiviert. Hautbürsten am ganzen Körper (→ Artikel “Die Haut ist ein Ausscheidungsorgan”) aktiviert nicht nur die Durchblutung und Ausscheidung der Haut, sondern auch den Lymphfluss.

Dr. Jack Shield, Lymphologe aus den USA führte eine Studie zur Auswirkung des Atmens auf das Lymphsystem durch. Mit Kameras, die in den Körper eingeführt waren, fand er, dass tiefes Zwerchfell-Atmen die Reinigung des Lymphsystems stimulierte: Diese Atemmethode schafft ein Vakuum, welches die Lymphe durch den Blutstrom saugt. Dies erhöht die Giftausscheidung bis auf das 15-fache.

Im Gegensatz zu den Blutgefäßen können sich kleine Lymphgefäße nach Durchtrennung wieder regenerieren. Zähflüssige Lymphe und Verstopfungen lassen sich am besten mit Heilfasten und reichlich Wassertrinken bereinigen, da die Fresszellen des Immunsystems dann ausreichend Zeit zum “Aufräumen” haben.

Was hat die Lymphe mit der Haut zu tun?

Die Haut besitzt in der Lederhaut (Dermis) ein dichtes Netzwerk aus feinen Lymphgefäßen, welches SALT (skin asocciated lymphatic tissue) genannt wird. Wird der Fluss in diesem System unterbrochen, dann kann sich dies in Hautproblemen äußern:

Auch bei Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Psoriasis finden Veränderungen im lymphatischen Gewebe statt.

Der einfachste Weg, den Lymphfluss wieder in Gang zu bringen, ist eine Bürstenmassage der Haut (→ Oceanwell Gesichtsbürste). Dabei werden nicht nur abgestorbene Hautzellen heruntergebürstet, sondern auch der Abtransport über die Lymphe angeregt. Du massierst am besten von der Gesichtsmitte (Nase, Kinn) nach außen und unten zu den Lymphknotenbereichen am Hals und hinter den Ohren. Wechselduschen und tiefes Atmen sind ebenfalls beliebte Praktiken, um den Lymphfluss zu unterhalten.

Entzündungshemmende und mikrozirkulationsfördernde Inhaltsstoffe aus Meeresalgen wirken zellschützend und ausleitend, was indirekt auch dem Lymphsystem hilft (→ Artikel “Hochwirksame Algenextrakte regen den Stoffwechsel an”).

Schematische Darstellung der Lymphkapillaren in der Haut

Wirkungsweise des Immunsytems

Dem Lymphsystem kommt eine zentrale Rolle bei der Immunabwehr zu. In ihm bewegt sich ein großer Teil der Abwehrstoffe. Das menschliche Immunsystem besteht aus zwei unterschiedlich agierenden Systemen:

  1. Das angeborene zelluläre Immunsystem besteht aus den weißen Blutkörperchen (z. B. Granulozyten, natürliche Killerzellen (NK-Zellen), Makrophagen (Riesenfresszellen), B- und T-Lymphocyten, T-Helferzellen).
  2. Das humorale adaptive Immunsystem besteht aus wasserlöslichen Antikörpern (z. B. IgG) aus Eiweißen und speziellen Botenstoffen (Interleukine, z. B. IL-8).

Die T-Helferzellen (TH) sind für zwei unterschiedlich arbeitende Immunantworten verantwortlich:

  1. TH1-Zellen rufen Entzündungsreaktionen hervor und können durch den Einsatz der weißen Blutkörperchen auch Krankheitserreger innerhalb von Zellen (z. B. Viren) und Tumorzellen bekämpfen. Diese Zellen hemmen die TH2-Zellen.
  2. TH2-Zellen wirken antientzündlich und bekämpfen Erreger wie z. B. Parasiten und Bakterien mithilfe von Antikörpern. Sie hemmen die TH1-Zellen und sind für das Auftreten von Allergien und Asthma mit verantwortlich.
  3. Die TH17-Zellen sind für die Abwehr von Erregern wie Pilzen (z. B.  Candida albicans) zuständig und können bei Entgleisung zu chronischen Entzündungsreaktionen führen.
    Im Körper ist eine ausgeglichene TH1/TH2-Balance notwendig für ein stabil funktionierendes Immunsystem. Eine andauernde Dominanz von TH2-Zellen führt zu einer Schwächung der TH1-Immunantwort und umgekehrt.

Eine TH2-Dominanz ist typisch bei chronisch allergischen Reaktionen und einigen Autoimmunkrankheiten sowie Neurodermitis (Atopische Dermatitis), Pilzerkrankungen (Mykosen), Leaky Gut Syndrom (Darmerkrankung) und CFS (Chronisches Müdigkeitssyndrom). Durch die Hemmung der TH1-Zellen können Viren und Tumore weniger effektiv bekämpft werden.

Bei einer TH1-Dominanz können überall im Körper Entzündungsherde und damit einhergehende Schwellungen oder organspezifische Autoimmunreaktionen auftreten. Typische Erkrankungen sind Typ-1-Diabetes, Schuppenflechte (Psoriasis), Morbus Crohn (Darmerkrankung), Hashimoto-Thyreoiditis (Schilddrüsenerkrankung) und Multiple Sklerose.

Die Reinigung des Hirns

Während des Schlafes regeneriert der Körper. Nun weiß man auch, dass in dieser Zeit das Gehirn “durchspült” und von Rückständen gereinigt wird.

Regelmäßiges Zusammenziehen und Entspannen der Blutgefäße im Gehirn treiben die Spülung an und “pumpen” die Hirnflüssigkeit rhythmisch. Dabei sickert die Flüssigkeit, die das Gehirn umspült, durch winzige Gänge neben den Blutgefäßen in das Hirn und transportiert Stoffwechselabfälle und weitere unerwünschte Moleküle ab.

Erst seit der Entdeckung an der Universität Kopenhagen im Jahr 2012 kennt man das Glymphatische System – ein separates Lymphsystem des Gehirns, das mit dem übrigen Lymphsystem nicht in Verbindung steht. Die Hauptaktivitätszeit ist nachts. 90 % – 95 % der Entsorgung finden während der Tiefschlafphasen statt. Außerdem ist der Fluss nachts schneller, da die Zellen nachts schrumpfen und somit bis zu 60 % – 65 % mehr Platz zum Durchspülen gegeben ist. Schlafmittel mit dem Wirkstoff Zolpidem hemmen die Reinigungsfunktion des Gehirns.

Mithilfe von bildgebenden Verfahren konnte gezeigt werden, dass bereits nach nur einer Nacht mit zu wenig Schlaf eine größere Menge an nicht abtransportierten Rückständen im Gehirn zu finden war, als bei Menschen, die ausreichend und gut geschlafen hatten. Hält dieser Prozess über eine längere Zeit an, können die Ablagerungen zu Beeinträchtigungen wie Demenz und Alzheimer führen. Auch ein Hungergefühl wird durch zu wenig Schlaf ausgelöst.

Fazit

Eine ausreichende Versorgung mit zellgängiger, ungesättigter Flüssigkeit ist notwendig, um den Körper sauber zu halten. Der Reinigungsstrom muss aktiv durch körperliche Betätigung in Gang gehalten werden. Auch das Gehirn muss täglich durchspült und gereinigt werden, um dessen Leistungsfähigkeit aufrecht zu halten. Die Haut unterstützt als weiteres Ausscheidungsorgan den Reinigungsprozess des Körpers bei der Ausscheidung von Abfällen des Stoffwechsels.

 

weitere Informationen:

Artikel “Die Lymphe: Kein einheitlicher Brei”, 2014
Artikel “Wie Schlaf das Gehirn reinigt – und so wahrscheinlich Demenz vorbeugt”, 2025
Artikel “Warum guter Schlaf so wichtig ist – und was er mit Demenz zu tun hat”, 2023

Bildnachweise:

Titelbild: Foto von Freepik.com
Lymphsystem: Schematische Darstellung von Phylum auf Pixabay.com
Kapillaren: Illustration von Freepik.com
Haut: Eigene Darstellung, erstellt mit KI-Unterstützung durch ChatGPT (OpenAI), 2025.

 

Hand berührt das Meer

Laut eines internationalen Forschungsteams wurden Meeres- und Süßwasseralgen in weiten Teilen Europas – von Südspanien bis zu den nordschottischen Orkney-Inseln – über viele Jahrtausende verzehrt bis sie durch die Landwirtschaft verdrängt wurden. Der Verzehr von Meeresgemüse und Fisch war ein maßgeblicher Faktor bei der evolutionären Entwicklung des Gehirns. Daher hat die Besiedlung an den Küsten einen großen Einfluss auf die kulturelle Weiterentwicklung des Menschen.

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Hand mit Henna Tattoo

Traditionelle Wissenssysteme und Naturphilosophien betrachten den Körper als ganzheitlichen Organismus, der mit der Natur in Verbindung steht. Die heutige westliche Medizin unterteilt den Körper eher in unabhängige Fachbereiche, z. B. die Dermatologie. Die Haut ist in den traditionellen Systemen immer in Verbindung mit dem Darm zu betrachten. So ist es nicht verwunderlich, dass Algen nicht nur bei äußerer Anwendung, sondern auch bei innerlicher Anwendung auf die Haut wirken.

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Algen gehören zu den vielversprechendsten Quellen funktioneller Inhaltsstoffe1 2. Auch von den zahlreichen Forschungsprojekten der vergangenen 24 Jahre bei oceanBASIS wissen wir um deren Potenziale. Algen enthalten bioaktive Substanzen, die nachweislich gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzen und zur Prävention von Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen können. Ihre Fähigkeit, sich an extreme Umweltbedingungen anzupassen, führt zur Bildung einzigartiger Naturstoffe, die in anderen Organismen nicht vorkommen.
In diesem Artikel werden die Potenziale beleuchtet, die Algen für ein gesundes Gehirn haben können.

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1. Functional Ingredients from Algae for Foods and Nutraceuticals. (2023). Hrsg.: Herminia Dominguez. Niederlande: Elsevier Science.
2. Wells, M. L., Potin, P., Craigie, J. S., Raven, J. A., Merchant, S. S., Helliwell, K. E., Smith, A. G., Camire, M. E., & Brawley, S. H. (2017). Algae as nutritional and functional food sources: revisiting our understanding. Journal of applied phycology, 29(2), 949–982. https://doi.org/10.1007/s10811-016-0974-5

Bei oceanBASIS kochen wir bekanntlich gerne mit Algen – dem schmackhaften Meeresgemüse. Im Rahmen unseres Projektes AlgaeFood beschäftigen wir uns vor allem mit heimischen Algen aus Nord- und Ostsee. Dabei schauen wir auch auf unsere Partner in Dänemark, die bereits erfolgreich kommunale Meeresgärten etabliert haben. Dort werden Algen und Meeresfrüchte selbst angebaut und frisch geerntet. Könnte so etwas nicht auch in Deutschland funktionieren?

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Naturkosmetiksiegel wie NATRUE oder das BDIH-Siegel geben Sicherheit, dass die Produkte zertifiziert wurden und ausschließlich natürliche Stoffe enthalten sind. Doch wie groß ist denn überhaupt der Anteil an natürlichen Inhaltsstoffen in den Produkten? Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man dies transparent kommunizieren könnte. Dabei schlüsseln wir für Dich auf, wie sich der Naturanteil der Oceanwell-Produkte zusammensetzt.

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Gischt am Strand

Kosmetische Wirkstoffe unterstützen die Haut bei verschiedenen Stoffwechselfunktionen wie der Aufrechterhaltung der Hautbarriere, der Elastizität, der Funktionsfähigkeit sowie der Regeneration und Wundheilung. Da die Hornschicht (Stratum corneum) der Haut in erster Linie eine Schutzbarriere des Körpers nach außen ist, wird nicht jeder aufgetragene Stoff aufgenommen. In diesem Artikel zeigen wir Dir, wie die Wirkstoffaufnahme gesteigert werden kann und wie es sich dabei mit den Oceanwell Meereswirkstoffen verhält.

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