Die Haut ist ein Spiegelbild des Darms.

fettreiche Pommes Frites aus der Friteuse

Hauterkrankungen stehen oftmals in sehr engem Zusammenhang mit Veränderungen der natürlichen Darmflora. In wissenschaftlichen Untersuchungen hat man festgestellt, dass bei Patienten mit chronischen Hauterkrankungen wie Rosacea, Neurodermitis und Schuppenflechte oftmals eine Störung des mikrobiellen Gleichgewichts (Dysbiose) besteht. Es erhärtet sich mittlerweile der Verdacht, dass eine fett- und zuckerreiche Ernährung entzündliche Hautkrankheiten verursachen kann.

Eine im Jahr 2020 veröffentlichte Studie des UC Davis Medical Center der Universität von Kalifornien legt nahe, dass Nahrungsbestandteile der westlichen Ernährungsweise und nicht Fettleibigkeit selbst zu Hautentzündungen und der Entwicklung von Schuppenflechte (Psoriasis) führen können. Psoriasis ist eine häufige und chronische Hauterkrankung, bei der die Haut juckende, zum Teil schmerzhafte rote Flecken und große Hautschuppen bildet.

Ernährung und Hautentzündungen

Studien hatten vor Jahren bereits gezeigt, dass Fettleibigkeit ein Risikofaktor für die Entwicklung oder Verschlechterung einer Psoriasis ist. Dabei wurde die westliche Ernährung, die sich durch eine hohe Aufnahme von gesättigten Fetten und Zucker sowie eine geringe Aufnahme von Ballaststoffen auszeichnet, mit der zunehmenden Verbreitung von Fettleibigkeit in der westlichen Welt in Verbindung gebracht.

Die UC Davis Health-Studie, bei der ein Mausmodell verwendet wurde, konnte zeigen, dass bereits eine Umstellung auf westliche Ernährung Hautentzündungen noch vor einer signifikanten Gewichtszunahme auslösen kann. In nur vier Wochen hatten Mäuse mit westlicher Diät eine signifikant erhöhte Ohrenschwellung und sichtbare Dermatitis im Vergleich zu Mäusen, die eine kontrollierte oder eine nur fettreiche Diät erhielten.

Obwohl es starke, entzündungshemmende Medikamente gegen Hauterkrankungen gibt, weist die Studie darauf hin, dass bereits eine einfache Ernährungsumstellung positive Auswirkungen auf die Schuppenflechte haben kann. Auch probiotische Produkte können im Darm die geregelte Verdauung und Entgiftung, den Abtransport alter Fäulnis- und Gärungsstoffe fördern, sowie die Aufnahme von Vitaminen und Spurenelementen fördern, die für eine gesunde Hautneubildung notwendig sind. Zusätzlich können sie die Schleimhäute des Darms bei der Regeneration unterstützen. Natürliche Hautpflegeprodukte können die äußerlichen Symptome nur mildern, jedoch nicht heilen.

Auch die Erwachsenen-Akne profitiert von falscher Ernährung

Eine weitere französische Studie von 2020, in der die Ernährungsgewohnheiten von etwa 25.000 Personen näher untersucht wurden, deutet auf einen direkten Zusammenhang zwischen fett- und zuckerreicher Ernährung und der Akne-Entstehung hin. Die Studie zeigte, dass das Risiko für die Entwicklung von entzündlichen Pusteln mit jeder fett- und zuckerhaltigen Essensportion um etwa 50 % steigt. Demnach lassen Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil an Kohlenhydraten und gesättigten Fetten das Akne-Risiko nachweislich in die Höhe schnellen.

Somit kann die westliche Ernährung, die sich durch zuckerreiche, fettreiche und besonders kuhmilchlastige Nahrungsmittel auszeichnet, auch mit dem häufigen Auftreten einer Akne im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht werden.

Bauch mit den Worten "out of order"

Darmflora

Die Ernährung mit hochwertigen, nicht industriell modifizierten Lebensmitteln ist einer der wichtigsten Faktoren zur Regulierung der Darmflora – also der im Darm lebenden Gemeinschaft verschiedenster Mikroorganismen, die teilweise in symbiotischer Beziehung mit uns leben. Jede Ernährungsumstellung hat einen direkten Einfluss auf die Diversität unserer inneren Mikrogemeinschaft, die auch wichtige Vitamine wie B12 oder Stoffwechselmediatoren produzieren. Eine westliche Ernährung kann schnell zu einer Störung des mikrobiellen Gleichgewichts führen und in der Folge zu Darmentzündungen beitragen. Auch Zusatzstoffe wie Konservierer, Emulgatoren, Süßstoffe, Glutamat oder modifizierte Stärke belasten die Gesundheit der Darmflora und die Darmbarriere stark.

Bei Patienten mit Schuppenflechte sind auch Entzündungsprozesse im Darm nachweisbar: Wird die schützende Darmbarriere durchlässig und Schadstoffe gelangen in den Körper, dann entstehen Entzündungsprozesse, die wiederum die Hauterkrankung befeuern und so zu akuten Schüben führen können.

Bei Menschen mit Neurodermitis mangelt es bereits seit den ersten Lebensmonaten an „guten“ Darmbakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien. Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass die Einnahme von Probiotika der Entstehung von Neurodermitis entgegenwirken könnte.

Entzündungsgeschehen

Da Bakterien im Darm möglicherweise eine Schlüsselrolle bei der Ausprägung von Entzündungen spielen, wollten die Forscher testen, ob ein mikrobielles Ungleichgewicht im Darm die Haut- und Gelenkentzündungen beeinflusst.

In Experimenten mit Mäusen wurden den Tieren Interleukin-23 (IL-23) mRNA injiziert, um eine Reaktion zu induzieren, die Psoriasis-ähnliche Haut- und Gelenkerkrankungen nachahmt. Die Studie konnte ganz klar zeigen, dass bereits eine kurzfristige westliche Ernährung ausreichend ist, um ein mikrobielles Ungleichgewicht zu verursachen und die Anfälligkeit für IL-23-vermittelte Psoriasis-ähnliche Erkrankungen zu erhöhen.

Gallensäuren und Hautentzündungen

In der Studie wurden Gallensäuren als wichtige Signalmoleküle bei der Regulierung der Hautimmunität identifiziert. Gallensäuren werden in der Leber aus Cholesterin hergestellt und im Darm durch die Darmflora metabolisiert. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Fetten (Lipiden) aus der Nahrung und dem Cholesterinhaushalt im Blut.

Die medikamentöse Bindung von Gallensäuren im Darm mit anschließender Freisetzung über den Stuhl trug in der Studie dazu bei, das Risiko von Hautentzündungen zu verringern. Der Befund legt nahe, dass Gallensäuren die Entwicklung von Psoriasis vermitteln. Jedoch sind weitere Studien erforderlich, um den Mechanismus der ernährungsbedingten Hautentzündung und die Interaktion zwischen Stoffwechsel, Mikroben und Immunität zu verstehen.

Exkurs: Das Bauchhirn

Die alte Vorstellung, der Darm sei ein reines Verdauungsorgan, ist spätestens seit den 1990er Jahren überholt. Heute weiß man, dass ein großer Teil unseres Immunsystems im Darm lokalisiert ist, dass der Darm über ein eigenes Nervensystem verfügt und dass die Darmflora einen großen Einfluss auf das Nervensystem hat. So sind zwei eigene Forschungsdisziplinen entstanden: die Neurogastroenterologie und die Neuromikrobiotik.

Mit den Begriffen „Bauchhirn“ oder „Darmhirn“ wird das sog. enterische Nervensystem bezeichnet, welches als komplexes Geflecht aus 100 bis 150 Millionen Nervenzellen den gesamten Verdauungstrakt durchzieht. Mit dem Begriff Darm-Hirn-Achse wird die Verbindung zwischen dem Verdauungstrakt und dem Gehirn, bzw. dem enterischen Nervensystem (ENS) und dem zentralen Nervensystem (ZNS) bezeichnet. Inzwischen ist ebenfalls bekannt, dass etwa 90 % der Nervenimpulse vom „Darmhirn” an das „Kopfhirn“ gesendet werden und nicht anders herum. Und: Beide Nervensysteme können sich gegenseitig beeinflussen.

Hinlänglich bekannt ist, dass psychische Faktoren wie etwa Stress und Ärger im wahrsten Sinne des Wortes auf den Magen schlagen und zu Verdauungsbeschwerden führen können. So können akute Stress- und Angstsituationen zu Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit oder gar Durchfall führen. Dauerstress kann hingegen Verstopfung und Magengeschwüre hervorrufen. Das „Kopfhirn“ sendet also ganz offensichtlich Signale in den Bauch, die dort zu verschiedenen Veränderungen führen. Anders herum übermittelt das „Bauchhirn” dem Kopf, ob wir satt oder hungrig sind. Befinden sich Giftstoffe in Magen oder Darm, lösen beide Nervensysteme gemeinsam Durchfall oder Erbrechen aus.

Die enge Verbindung der beiden Nervensysteme wird auch durch die Verwendung der gleichen Botenstoffe wie Dopamin oder Serotonin gestützt. Im Kopf beeinflusst das „Glückshormon” Serotonin unser Wohlbefinden, im Darm steuert es den Rhythmus der Darmtätigkeit. Etwa 90 Prozent des Serotonins im Körper werden im Bauch produziert. Über die Darm-Hirn-Achse könnte unser Bauch damit sogar für Stimmungsschwankungen mitverantwortlich sein.

Literaturverweise:
Shi et al., Short-Term Exposure to a Western Diet Induces Psoriasiform Dermatitis by Promoting Accumulation of IL-17A–Producing γδ T Cells., Journal of Investigative Dermatology, 09/2020, P140(9): 1815-1823.
Penso et al., Association Between Adult Acne and Dietary Behaviors Findings From the NutriNet-Santé
Prospective Cohort Study., JAMA Dermatol. 06/2020; 156(8): 854-8.
Shi et al., Short-Term Western Diet Intake Promotes IL-23‒Mediated Skin and Joint Inflammation Accompanied by Changes to the Gut Microbiota in Mice. Journal of Investigative Dermatology, 07/2021; 141(7): 1780–1791.

Bildnachweise:
Titelbild: Matthias Böckel auf Pixabay.com
“out of order”: Kat Smith auf Pexels.com

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