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Sind Kollagen und Hyaluron als Nahrungsergänzung sinnvoll für die Haut?

Strukturen von Tinte im Wasser

Seit einiger Zeit sind Kapseln und Trinkampullen mit Kollagen und Hyaluron zur Verbesserung der Haut stark im Kommen. Da die Herkunft dieser Wirkstoffe überwiegend tierischen Ursprungs ist, tun sich einige Hersteller durch “pflanzliche”, “vegetarische”, “biologische” oder “synthetische” Alternativen hervor. In diesem Artikel beschreiben wir die Hintergründe und beleuchten, ob diese Nahrungsergänzungen tatsächlich wirken.

Kollagen ist – ebenso wie Hyaluronsäure – ein tierisches Produkt per Definition. Mit den modernen Methoden der Gentechnik ist es inzwischen möglich, Mikroorganismen zur Produktion von Kollagen und Hyaluron zu bringen. Somit sind die entstandenen Produkte zwar vegan, jedoch nach den strengen NATRUE-Richtlinien nicht für die Verwendung in zertifizierter Naturkosmetik geeignet, da sie aus gentechnisch veränderten Organismen (GVO, engl. GMO) stammen.

Wer also Gentechnik in Lebensmitteln ablehnt, sollte darauf achten, woher das verwendete Kollagen oder Hyaluron stammt. Bei diesen gentechnischen Veränderungen werden die gewünschte Gene in das vorhandene Genom eingebaut oder die Organismen werden mithilfe von mRNA dauerhaft zur Produktion von Proteinen veranlasst.

Hydroxyprolin als Baustein von Kollagen und Elastin

Kollagen und Elastin werden beim Verzehr durch die Verdauungsenzyme (Proteasen, z. B. Trypsin, Pepsin) in ihre Bestandteile – die Aminosäuren – aufgespalten, damit sie vom Körper aufgenommen werden können. Die “Bruchstücke” von Kollagen, die zum Beispiel beim Kochen entstehen, kennt man als “Kollagen-Hydrolysat”, “Kollagen-Peptide” oder als Gelatine, welche als Verdicker („Geliermittel“) in Lebensmitteln Verwendung findet. Die Bausteine von Hyaluronsäure sind spezielle Zuckermoleküle.

Die Kollagene verschiedener Herkunft gleichen sich im Gehalt der Aminosäure Glycin und unterscheiden sich sehr im Gehalt der Aminosäuren Prolin und Hydroxyprolin. Das Kollagen aus Quallen zum Beispiel enthält einen hohen Anteil an Hydroxyprolin. Die Zusammensetzung von Elastin ähnelt der von Kollagen, jedoch enthält sie kein Hydroxylysin, dafür jedoch einen beträchtlichen Anteil der Aminosäure Valin.

Hydroxyprolin kann zwar nicht in Kollagen und Elastin eingebaut werden, jedoch gibt es Hinweise, dass die Aminosäure die Synthese von Kollagen steigert. Weiterhin wird vermutet, dass Hydroxyprolin die Produktion von Ceramiden (Bestandteile der Zellmembran) in der Haut fördert. Da unser Körper selbst Hydroxyprolin aus Prolin herstellen kann, gilt die Aminosäure als nicht essenziell. Für die Umwandlung zu Hydroxyprolin benötigt unser Körper Vitamin C als Co-Enzym. Um Bindegewebe, Haut und Gelenke zu stärken, erscheint die Supplementierung von Prolin anstelle von Hydroxyprolin plausibler, da sie nur in dieser Form in die Proteine der Bindegewebs-Matrix eingebaut wird.

Lebensmittel mit hohem Prolin-Gehalt sind Erdnüsse, Hülsenfrüchte, Rind- und Schweinefleisch sowie Geflügel, Fisch, Eier und Milch. Auf Schweinefleisch als Prolin-Quelle sollte wegen des hohen Gehalts an Arachidonsäure verzichtet werden. Hydroxyprolin kommt vor allem in Sehnen, Knorpel, Knochen und der Haut der Tiere vor, im Muskelfleisch nicht.

Da auch Schwefel ein wichtiger Faktor beim Aufbau des Bindegewebes und der Haut ist, kannst Du in diesem Artikel mehr über die Funktion des Schwefels lesen.

Frau trinkt aus Ampulle

Pflanzliches Hyaluron

Hyaluron wurde jahrelang überwiegend aus Hahnenkämmen der Geflügelfleischproduktion gewonnen. Seit einigen Jahren gibt es Naturkosmetikhersteller, die in ihren Produkten mit “pflanzlicher Hyaluronsäure” (INCI: Sodium Hyaluronate) werben. Diese Hyaluronsäure aus dem chinesischen Zitterpilz (Tremella Fuciformis) ähnelt der körpereigenen Hyaluronsäure. Auch das Hyaluron aus den Samen des Indischen Senna (Cassia Angustifolia) wird als “botanische Hyaluronsäure” bezeichnet und ist den körpereigenen Polysacchariden ähnlich. Diese pflanzlichen Alternativen haben aber eine geringere Feuchtigkeitsbindung und verbleiben meist auf der Hautoberfläche.

Ende der 90er Jahre wurde ein biotechnologisches Verfahren entwickelt. Oft wird dieses Hyaluron dann „vegetarische Hyaluronsäure“ genannt. In diesem Verfahren werden Proteine aus Hefe fermentiert. Diese Fermentation findet auf mikrobiellem Wege statt. Dazu gibt es sowohl natürliche als auch gentechnisch veränderte Mikroorganismen. Anschließend findet eine Reinigung über mehrfaches Filtern der gewonnen Hyaluronsäure statt. Ein großer Vorteil dieser biotechnologischen Methode ist, dass dieses Hyaluron wesentlich reiner ist und daher weniger Allergiepotenzial als das billige tierische Hyaluron hat. Auch Kollagen und Elastin lassen sich inzwischen biotechnologisch herstellen.

Der Einfluss auf die Haut

Hyaluron und Kollagen sind seit Jahren ein belieber Bestandteil in der konventionellen Kosmetik. Aufgrund der ursprünglich tierischen Herkunft sind diese Rohstoffe nicht in der zertifizierten Naturkosmetik zugelassen. Eine Ausnahme bildet das “Quallenkollagen” (INCI: Soluble Collagen) von oceanBASIS, welches von NATRUE zertifiziert wurde und damit auch für die Naturkosmetik verwendet werden kann.

Eine Studie von 2021 zeigt, dass ein Nahrungsergänzungsmittel mit bakteriellem Hyaluron die Hauteigenschaften positiv beeinflussen kann. Dabei wurden 0,2 Gramm Hyaluronsäure pro Tag aufgenommen. Bereits nach 28 Tagen zeigten sich messbare positive Veränderungen der Hauteigenschaften, wie Hydratation, Elastizität und Volumen sowie reduzierte Faltentiefe.

Auch Kollagen-Trinkampullen sollen laut Studien den Hautzustand positiv beeinflussen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Menge an aufgenommenem Hyaluron bzw. Kollagen groß sein muss, damit ihre Bestandteile auch das Hautgewebe erreichen. Übliche Kollagen-Kapseln enthalten etwa 1 Gramm getrocknetes Kollagen, Trinkampullen enthalten meist 2-3 Gramm Kollagen-Hydrolysat. In Studien, welche zur Wirkung von Kollagen durchgeführt wurden, betrug die Dosierung zumeist zwischen 2,5 und 10 Gramm täglich, die durchschnittliche Einnahme lag bei rund 8 Gramm. Somit sind die Mengen, die benötigt werden, um eine Wirkung zu erzielen, deutlich höher als die meisten Präparate bieten.

Ein 200-Gramm-Schweineschnitzel enthält etwa 20 Gramm Kollagen sowie die Aminosäuren des Muskelgewebes. Knochenbrühe aus Markknochen enthält ein Vielfaches der Kollagen-Menge von Trinkampullen und kosten nur einen Bruchteil. Vegane Kollagen-Trinkampullen enthalten hauptsächlich die “Kollagen-typischen Aminosäuren” Glycin, Alanin und Glutamin – also kein tatsächliches Kollagen.

Fazit:
Auch wenn Studien eine positive Wirkung von Trinkampullen mit Kollagen und Hyaluron auf die Haut belegen, sollte auf die Herkunft der Bestandteile geachtet werden, da einige Produkte aus gentechnisch veränderten Organismen stammen. Pflanzliche Alternativen von Kollagen und Hyaluron werden gern beworben, stammen jedoch häufig von Hefen oder Bakterien und sind daher nicht wirklich pflanzlich. Im Gegensatz zu den teuren Präparaten sind hausgemachte Lebensmittel mit hohem Prolin-Gehalt oder Markknochen meist die bessere Alternative zur Verbesserung der Hautelastizität.

Literatur:

  1. Michelotti A, Cestone E, De Ponti I, Pisati M, Sparta E, Tursi F. Oral intake of a new full-spectrum hyaluronan improves skin profilometry and ageing: a randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial. Eur J Dermatol. 2021 Dec 1;31(6):798-805.
  2. Rodriguez-Marquez CD, Arteaga-Marin S, Rivas-Sánchez A, Autrique-Hernández R, Castro-Muñoz R. A Review on Current Strategies for Extraction and Purification of Hyaluronic Acid. Int J Mol Sci. 2022 May 27;23(11):6038.
  3. Lee M, Kim E, Ahn H, Son S, Lee H. Oral intake of collagen peptide NS improves hydration, elasticity, desquamation, and wrinkling in human skin: a randomized, double-blinded, placebo-controlled study. Food Funct. 2023 Mar 14.

Bildnachweis:
Titelbild von Akyurt auf Pixabay.com
Trinkampulle von Mikhail Nilov auf Pexels.com

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