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AQUATOR – der Business Akzelerator

Rückenwind für Deine Aquakultur Start-Up Idee

Hattest Du schon mal die verrückte Idee, Fische, Algen oder Krebse (oder alles zusammen!) zu kultivieren, um diese zu verkaufen? Hast Du Dich auch schon mal gefragt, welche Alternativen es zu Fischmehl gibt, und ob man diese Nische ökonomisch erobern könnte? Oder liebst Du vielleicht einfach das Meer und hast Lust, Dein eigener Chef zu sein, weißt aber nicht so genau, wie Du beides unter einen Hut bringst? Dann lies diesen Beitrag, und erfahre, warum der AQUATOR Dein Rückenwind sein und Deiner Business-Idee vielleicht auf die Beine helfen kann!

Wir vom „AQUATOR“, kurz für „Business Akzelerator für die aquatische Bioökonomie“, haben das Ziel, den bioökonomischen Sektor im Allgemeinen, und die regionale nachhaltige Aquakultur im Speziellen voranzutreiben. Wir sind eine Gruppe von Menschen, die sich auf vielfältige Weise und mit unterschiedlichem Hintergrund der aquatischen Bioökonomie und insbesondere der nachhaltigen Aquakultur widmen (Team s. u.). Im Rahmen des Innovationsraums „Bioökonomie auf Marinen Standorten“ (BaMS) werden wir in dem vom BMBF geförderten Projekt anhand von Pilotprojekten unser breites Kompetenzportfolio noch weiter vertiefen, um dann Menschen unterstützen zu können, die Interesse oder bereits eine Idee haben, im bioökonomischen aquatischen Bereich und speziell im Bereich Aquakultur ein Unternehmen zu gründen. Am 10. September wurde der AQUATOR beim Kick-Off-Meeting im Hinterhof von CRM offiziell begonnen, und wir freuen uns auf eine vielfältige und zukunftsweisende Tätigkeit.

Aquakultur wächst – bloß nicht in Deutschland

Um zu verstehen, warum wir es als wichtig erachten, nachhaltige Aquakultur zu fördern, muss man sich, unter anderem, ein bisschen mit dem Thema Fischkonsum und Fischproduktion[1] auseinandersetzen. Dazu kurz ein paar eindrückliche Fakten: Der weltweite Fischkonsum hat sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt. Während jedoch die Produktion aus Wildfängen seit den 90er Jahren stagniert, weil ein großer Teil der Fischpopulationen bereits bis an oder über die Grenzen befischt ist, so ist die Produktion durch Aquakultur stetig gestiegen und liefert heute mehr als die Hälfte des weltweit konsumierten Fischs. Somit ist die Aquakultur weltweit einer der am stärksten wachsenden Sektoren in der Nahrungsmittelproduktion; allerdings – und das ist das Ausschlaggebende – nicht in Europa und schon gar nicht in Deutschland. Hierzulande werden gut drei Viertel des konsumierten Fischs importiert. Aber, so könnte man zu Recht einwenden, gerade hier in Deutschland bieten doch das technische Know-how und das Bewusstsein hinsichtlich der ökologischen Integrität beste Voraussetzungen für nachhaltige Aquakultur! Wo also drückt der Schuh, wo liegen die Stolpersteine bei der Unternehmensgründung?

Fischzucht in Island

Fischzucht in Island

Hindernisse blockieren den Weg zum Start-Up

Bei genauem Hinsehen wird klar, dass die Hindernisse vielfältiger Natur sind. Es bestehen zwar zahlreiche Strategiepläne auf EU-, nationaler und regionaler Ebene, um z. B. die regionale Eigenversorgung mit Aquakulturprodukten zu stärken. Jedoch treffen potentielle Aquakultur-Betreiber in Deutschland auf einen komplexen organisatorischen und bürokratischen Hürdenwald, so dass die meisten die Flinte ins Korn resp. die hehren Pläne gleich in die Förde werfen. So bestehen zum Beispiel Platzmangel resp. Interessenskonflikte auf den offenen Wasserflächen – es konkurrieren Tourismus, Marine u. a. um den knappen Platz vor allem nahe der Küste. Ungünstige oder gar ungerechte Rahmenrichtlinien und Rahmenbedingungen schränken Aquakultur-Unternehmer zusätzlich ein – so darf zum Beispiel kein überschüssiger Stickstoff von einer Fischfarm o.ä. in die Ostsee gelangen, was im Prinzip richtig ist. Nur: der Bauer landeinwärts darf bis zu 50 kg Stickstoff pro ha pro Jahr ungestraft in die Oberflächengewässer (und damit letztendlich ins Meer) einbringen. Weiter führen bürokratische Unklarheiten dazu, dass für potentielle Start-ups und Investoren keine mittel- und langfristige Planungssicherheit gewährleistet wird. So gibt es zum Beispiel für Wasserliegenschaften keine Besitztitel, sondern nur befristete Nutzungsgenehmigungen ohne Anspruch auf Erneuerung und auch nicht auf Kompensation im Falle einer Nicht-Erneuerung. Die finanziellen Startschwierigkeiten und damit verbundenen Risiken sind schließlich noch der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt und potentielle Start-ups davon abhält, überhaupt erst zu starten.

Mit dem AQUATOR soll der Hürdenlauf gelingen

Der AQUATOR mit seinem hochkarätigen Gründerteam will genau da anknüpfen. Gemeinsam und mithilfe eines breit abgestützten Netzwerks wollen wir mithelfen, administrative, finanzielle und perspektivische Hürden zu überwinden. Ganz bewusst wollen wir auch kleinere Initiativen ernst nehmen und unterstützen, und mit den Gründern zusammen Nischen ausfindig machen und deren Wachstumspotential prüfen. Die Vision, die wir dabei verfolgen, ist die Existenz einer Vielzahl kleinerer Unternehmen im Bereich der aquatischen Bioökonomie, die durch Vertrauen und Zusammenarbeit Synergien schaffen und logistische Herausforderungen gemeinsam meistern. Die Vielfalt und der stete Austausch sollen dazu führen, dass die Unternehmen nachhaltig konkurrenzfähig bleiben. Wir sind uns sicher: Die Form der nachhaltigen Aquakultur hat eine große Zukunft, und diese Zukunft wollen wir hier vor Ort, in Kiel und Umgebung, mitgestalten.

Wenn wir Dich neugierig gemacht haben und Du Lust bekommen hast, mit uns ins Gespräch zu kommen, schick uns gerne eine E-Mail: ruth.gingold(at)crm-online.de oder peter.krost(at)crm-online.de oder ruf uns an: Tel: 0431/97994723.

[1] Aquakultur beinhaltet die kontrollierte Aufzucht aquatischer Organismen (Fische, Krebse, Algen, etc.). Der Einfachheit halber beschränkt sich dieser Artikel hier auf das Thema Fisch.

 

Der AQUATOR besteht aus den folgenden Mitgliedern
(mit ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern im AQUATOR):

Dr. Peter Krost, Coastal Research and Management (CRM) Kiel, Projektleitung AQUATOR, Entwicklung nachhaltige Aquakultur

Prof. Dr. Norbert Reintjes, Technische Hochschule Lübeck (THL), Beurteilung der Umweltwirkungen von Produkten, Prozessen und Systemen

Dr. Thomas Klenke, Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung Universität Oldenburg, Entwicklung eines Schlüssels für einen dauerhaften Erfolg einer nachhaltigen marinen Bioökonomie

Prof. Dr. Edmund Maser, Institut für Toxikologie und Pharmakologie CAU, Verkehrssicherheit der Produkte

Prof. Dr. Carsten Schulz, Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät CAU und Gesellschaft für Marine Aquakultur (GMA) mbH Büsum, Einfluss der Haltungsumwelt auf die Produktqualität

Prof. Dr. Rüdiger Schulz, Botanisches Institut CAU, Ökosystem-Dienstleistungen von Mikroalgen und Cyanobakterien

Dr. Reinhold Stauß, ehemaliger Abteilungsleiter des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) des Landes Schleswig-Holstein, Brückenfunktion zu den Genehmigungsbehörden

Dr. Günther Scheibe, Inhaber der Aquakultur Abtshagen GmbH, Durchführung von Standortanalysen, Zielvorstellungen und betriebswirtschaftlichen Optimierungen

Bildnachweis:
Titelbild Kieler Meeresfarm: Nikolas Linke
Fischzucht, Algen, Muscheln: CRM

Sieh Dir auch unsere weiteren Beiträge zum Thema Aquakultur an:

Kiel, Island und die Aquakultur: vom nachhaltigen Wirtschaften mit Algen und Muscheln

Podcast: Nachhaltige Aquakultur – ein Widerspruch in sich?

3 Kommentare
  1. Gingold Josef
    Gingold Josef sagte:

    Grüessech mitenand,
    Leider bleibt das Problem der Massentierhaltung (Antibiotika,Antimycotika, Antiparasitaria etc) Lachszuchten im Norden Europas, Forellenzuchten und Eglizuchten in der Schweiz gibt es schon lange. Alle sind Raubfische, brauchen tierische Proteine. Fischmehl wird im schlimmsten Fall aus Sardinen hergestellt, weniger schlimm aus Fischabfällen, nur waren das früher auch Fische. Meine Frau und ich essen schon lange keine „Meeresfrüchte“a us Vietnam (etc) und keine Zuchtfische mehr. Es geht auch ohne, das ist die Lösung. Vernünftiger Umgang mit tierischen Proteinen hin zu pflanzlichen.
    Mit freundlichen Grüssen
    J.Gingold

    Antworten
    • Ruth Gingold
      Ruth Gingold sagte:

      Moin! Wir freuen uns über die Nachricht aus der Schweiz! Natürlich hast Du recht, was die intensive Fischproduktion von Raubfischen angeht, wir sind uns einig, dass dies nicht nachhaltige Aquakultur ist. Es gibt aber auch nachhaltige Alternativen, z.B. mit Omnivoren oder Herbivoren, die ohne Fischmehl auskommen, und wenn dann mit den „Fischabwässern“ noch Pflanzen gedüngt oder die Nährstoffe für Algenzucht verwendet werden (=Aquaponik/IMTA), dann sind wir einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Nahrungsmittelproduktion sehr nahe. Eine regionale Nahrungsmittelproduktion, bei der Energie- und Stoffströme gekoppelt werden, „Abfälle“ weiterverwertet, Kreisläufe geschlossen werden, das ist die Zukunft, und da wollen wir (möglichst bald!) hin. Ein „Weniger“ an tierischen Proteinen hin zu einem „Mehr“ an pflanzlichen Proteinen ist natürlich, was die Nachhaltigkeit angeht, der beste Weg. Fisch ist aber, u.a. dank der sehr guten Futterverwertung (v.a. im Vergleich zu Rind und Schwein), eine gute Wahl, wenn auf tierische Proteine nicht verzichtet werden möchte oder kann.
      Mit herzlichen Grüssen von der Ostsee
      Ruth Gingold

      Antworten

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