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Bergung von Geisternetzen aus der Ostsee

Geisternetz

Meeresschutz mit „Protect the Ocean“

Schon seit 2015 fördert Oceanwell mit der Initiative „Protect the Ocean“ Meeresschutzprojekte, insbesondere den Schutz der Meeresschildkröten in Westafrika. Jetzt gibt es ein neues Projekt in heimischen Gewässern: Wir kooperieren mit dem Umweltverein One Earth – One Ocean e.V. (OEOO) bei der Bergung von sogenannten Geisternetzen aus der Ostsee. Geisternetze sind herrenlose Fischernetze, die zur Todesfalle für Meeressäuger, Fische, Seevögel und Weichtiere werden können und zudem mit der Zeit in Mikroplastikteilchen zerfallen. Einer neueren Übersichtsstudie zufolge gehen weltweit jedes Jahr 5,7 % der Fischernetze, 8,6 % der Fangkörbe und 29 % aller Angelleinen verloren. In der Ostsee sind es geschätzt 10.000 Netze jährlich.
Im Rahmen der neuen Kampagne unterstützt Oceanwell den Einsatz des Müllsammelschiffs „SeeKuh“ von OEOO, das den Forschungstauchern der Scientific Diving Association e.V. Kiel (SDA) als Basis für ihre Tauchgänge dient. Eine Woche lang steuerte die SeeKuh Mitte Juli verschiedene Positionen in der Kieler und Eckernförder Bucht an.

Bei Sonne und 4 Windstärken sticht die SeeKuh an einem Samstagmorgen in See. Die Mannschaft: acht Taucher der SDA aus Kiel, Skipper Rüdiger von OEOO, ein Presseteam und wir von Oceanwell. Gut ausgerüstet mit warmer winddichter Jacke – Kieler Sommer eben… – freuen wir uns riesig, bei dieser Kampagne dabei zu sein! Dabei geht es von Schilksee Richtung Eckernförder Bucht, wo die Taucher schon am Tag zuvor ein Netz mithilfe einer Boje markiert haben. Es liegt in 8 m Tiefe zwischen den Trümmern einer Steganlage, die die Engländer nach dem 2. Weltkrieg gesprengt hatten. Das macht das Ankern vor Ort nicht ganz einfach – wir müssen aufpassen, dass die SeeKuh sicher zwischen den Trümmerteilen positioniert wird. Dann gelingt es den Tauchern, unter Wasser eine Leine am Netz zu befestigen, mit der es hochgezogen werden soll. Allerdings ist das Netz so fest im Boden verankert, dass die Taucher eine halbe Stunde benötigen, um mit ihren Messern die Nylonschnüre einzeln loszuschneiden. Am Ende waren drei Taucherteams unter Wasser und konnten ein langes Schleppnetz bergen; genauer gesagt einen Teil davon, nämlich den fast 10 m langen Endkorb, in dem der Fischschwarm am Ende angehoben wird.

Falle für Meeresbewohner

Netze, die im Wasser verloren gegangen sind, fischen ständig weiter und werden so zur Gefahr für Meeresbewohner. Erst kürzlich konnten Taucher im Mittelmeer vor Sizilien einen Pottwal freischneiden, der sich in einem illegal ausgeworfenen Fischernetz verheddert hatte. Aber nur die wenigsten Tiere werden gerettet, tausende Wale und Delfine verenden jährlich durch Fischernetze und Angelausrüstung. In der Ostsee sind die Geisternetze meist Reusen und Stellnetze, welche sich durch Wind oder Strömung losgerissen haben. Die Fischer bringen sie in der Nähe von Wracks aus, weil diese mit ihren Versteckmöglichkeiten besonders viele Fische anziehen. Hier bleiben verdriftete Netze dann oftmals hängen.

Das Mittelgrundwrack in der Eckernförder Bucht ist einer der Orte, die sich mit der Zeit zum künstlichen Riff mit allerlei Meeresbewohnern entwickelt haben. Es handelt sich um einen im Dezember 1914 in der Nähe der Untiefe „Mittelgrund“ gesunkenen Frachtensegler. Das gut erhaltene Holzwrack liegt in 17 m Tiefe und wird ebenfalls von den Tauchern der SDA untersucht. Hier konnten beim ersten Tauchgang einige Netzfragmente lokalisiert und vor allem Angelschnüre und Pilker (Kunstköder) geborgen werden. Denn auch Angler halten sich gerne an Untiefen und Wracks auf und sorgen mitunter für weiteren Meeresmüll.

Habitat aus Plastik

Geisternetze werden zunächst begutachtet und geborgen, wenn sie für die Umwelt als gefährlich eingestuft wurden. Es gibt auch festsitzende Netze, die bereits eine Integration in die Tier- und Pflanzenwelt z. B. durch Bewuchs erfahren haben. Wenn Miesmuscheln, Seesterne, Seeskorpione oder auch Dorsche ein Netz als Habitat nutzen, gilt es dieses zu beobachten. Problematisch bleibt jedoch auch in solchen Fällen, dass heutige Netze aus Kunststoffen gefertigt werden, die sich im Wasser langfristig zu Mikroplastik zersetzen und in die Nahrungskette gelangen.

Meeresschutz als Herzensangelegenheit

Die Kooperation von Oceanwell mit dem Verein OEOO ist langfristig angelegt. In den nächsten Jahren werden immer wieder Bergungsaktionen zum Schutz der marinen Ökosysteme stattfinden. Während im Rahmen der Kampagne Geisternetze und Plastikmüll aus dem Meer gefischt werden, geht es allen Beteiligten auch darum, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für das Thema Meeresschutz zu schärfen. Für das Team hinter Oceanwell ist das Leben im Meer die Quelle aller Forschung und Entwicklungen. Über unsere maritime Naturkosmetik machen wir Wirkstoffe aus dem Meer für die Menschen nutzbar. Somit sind auch eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen und das Engagement zum Schutz der Meere untrennbar mit der Marke Oceanwell verbunden.

Bildnachweis:
Oceanwell, Nikolas Linke; Fotos „Vorbereitungen“, „Pilker und Sehnen“: Oceanwell, Miriam Berwanger

Weiterführende Infos:
Der NDR und SAT.1 haben über die Bergungsaktion berichtet:
Zum Video “Geisternetze im Meer, unterwegs mit Andi Peters“ (SAT.1 regional: mobile reporter vom 21.07.2020)

Hier findest Du weitere Beiträge zu „Protect the Ocean“
Du möchtest „Protect the Ocean“ direkt unterstützen? Durch den Erwerb Deiner handgeschnitzten Meeresschildkröte kannst Du eine Patenschaft übernehmen. Der gesamte Kaufpreis fließt in den Meeresschutz.

Homepage der Umweltorganisation One Earth – One Ocean e.V.

Meldeportal der SDA, über das Fischer oder Wassersportler Wrack- und Geisternetzpositionen melden können

2 Kommentare
  1. Marlene Henseler
    Marlene Henseler sagte:

    Liebes Team! Ich lese eure Bericht jeden Tag, und finde sie sehr aufschlussreich und interessant! Liebe Grüsse, Marlene

    Antworten
    • Miriam Berwanger
      Miriam Berwanger sagte:

      Danke für die motivierende Reaktion – es ist wirklich schön zu hören, dass unsere Arbeit der letzten Monate treue Leser/Leserinnen anspricht!

      Antworten

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