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Warum verwendet Oceanwell kein Algenöl in den Produkten?

Öltropfen im Meerwasser

Algenöl ist durch seine besonderen gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren in aller Munde. Auch im Kosmetiksektor ist die Nachfrage sehr groß. Warum verwendet die Algen-Kosmetik von Oceanwell kein Algenöl in den Produkten?

Die Maritime Naturkosmetik Oceanwell verwendet qualitativ hochwertige Rohstoffe aus dem Meer. Die eigens verarbeiteten Laminaria-Algen aus nachhaltiger BIO-Aquakultur liefern viele wertvolle Inhaltsstoffe zur Regeneration der Haut, jedoch spielen die Omega-3-Fettsäuren dabei kaum eine Rolle.

Zum einen enthalten die Makroalgen – umgangssprachlich “Tange” genannt – nur sehr geringe Mengen dieser einzigartigen Fettsäuren mit den sperrigen Namen Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Diese zu den Omega-3-Fettsäuren zählenden Bestandteile unserer Zellmembranen zeichnen sich durch ihre hohe Zahl an Doppelbindungen (DHA=6, EPA=5) aus.

Algenöl aus Mikroalgen

Die EPA-/DHA-Öle werden aus Mikroalgen gewonnen. In hohen Konzentrationen kommen sie besonders in den Gattungen Ulkenia, Pavlova und in der heterotrophen Art Schizochytrium vor. Hauptsächlich kommen diese langkettigen Fettsäuren jedoch in fettreichen Seefischen wie Hering, Makrele oder Wildlachs sowie Krill vor, die sich von Mikroalgen ernähren.

Die Zucht der Mikroalgen und die Verarbeitung sind aufwendig und benötigen viel Energie und Wasser. Die Mikroalgen werden zumeist in geschlossenen Systemen, z. B. in großen Schläuchen, vermehrt. Sobald genügend Algenmasse vorhanden ist, wird diese entwässert und aufkonzentriert. Anschließend wird das wertvolle Öl extrahiert und gereinigt. Dabei ist in allen Schritten der Verarbeitung darauf zu achten, dass es zu keinem Sauerstoffkontakt kommt. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind nämlich extrem anfällig für Oxidation.

Schutz vor Oxidation notwendig

Die aktuell im Handel erhältlichen Speiseöle mit EPA- und DHA-Zusatz müssen mit Antioxidantien stabilisiert werden, damit sie nicht schnell beginnen zu ranzen. Dafür eignen sich fettlösliche Antioxidantien wie Rosmarinextrakt, tocopherolhaltige Extrakte (Vitamin E), verschiedene Carotinoide (Vitamin A) und Fettsäureester der Ascorbinsäure (Vitamin C).

Die richtige Einsatzkonzentration der Antioxidantien zu finden, ist nicht trivial, denn viel hilft nicht immer viel: Eine zu hohe Menge an Tocopherolen kann die Oxidation fördern anstatt sie zu bremsen.

Die Lipidperoxidation ist ein chemischer Prozess, bei dem die Fette oxidieren. Ausgelöst wird der Prozess z. B. durch die UV-Anteile des Sonnenlichts. Die entstehenden Fettsäure-Radikale setzen eine Kettenreaktion in Gang, die zu Schäden an der Zellmembran führt. Da die Lipide der Hautzellen zu 25 % aus ungesättigten Fettsäuren bestehen, muss auch die Haut vor Oxidation geschützt werden. Dabei hilft eine abwechslungsreiche Ernährung mit vielen sekundären Pflanzenstoffen und Antioxidantien – oder eine Nahrungsergänzung mit verschiedenen Carotinoiden wie z. B. my Skin Shield.

Ölflasche mit dunklem Öl

Funktionen im Körper

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA, poly-unsaturated fatty acids) sind wichtige Bestandteile unserer Körperzellen. In den Zellmembranen sorgen sie für Elastizität und machen die Membranen flexibel. Dies spürt man z. B. an der Haut – sie wird weich und geschmeidig – und an den Schleimhäuten. Die PUFAs schützen die Gefäßwände und inneren Oberflächen von Magen, Lunge oder Darm. Unser Gehirn besteht zu einem großen Anteil aus Fett. DHA ist hier für die Funktion von Gehirn und Nerven lebenswichtig. Diese Fettsäure bringt Elektronen zum Fließen und unterstützt damit sozusagen die “Elektrik” von Herz, Hirn und Augen. Hinzu kommt, dass Omega-3-Fettsäuren Entzündungsprozesse im Körper hemmen und das Immunsystem unterstützen.

EPA und DHA sind für den Körper direkt verfügbar und besser verwertbar als deren Vorstufe Alpha-Linolensäure, die z. B. in Raps-, Walnuss- oder Leinöl enthalten ist. Unser Körper kann aus Alpha-Linolensäure nur geringe Mengen EPA und DHA selbst bilden. Während Omega-6-Fettsäuren das Gewebewachstum und entzündliche Prozesse fördern, reduzieren Omega-3-Fettsäuren die Fetteinlagerung und wirken Entzündungen entgegen. Daher empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Aufnahme von Ölen auf ein Verhältnis Omega-6/Omega-3 von 2:1 bis 5:1 zu achten – ideal wäre ein Verhältnis von 1:1.

Sind EPA und DHA in der Kosmetik sinnvoll?

Die ungesättigten Fettsäuren sind auch in der Kosmetik ein beliebter Wirkstoff. In der Naturkosmetik kommen natürlich nur die Öle aus Mikroalgen in Frage, da tierische Öle ausgeschlossen sind. Aufgrund der äußerst hohen Anfälligkeit gegen Oxidation ist es sehr schwierig, die Stabilität der Fettsäuren während der Herstellung der Cremes und Lotionen im Becomix (Homogenisierungsgerät) zu gewährleisten. Auch nach dem Auftragen auf die Haut sind die Öle dem Luftsauerstoff, der Hauttemperatur und dem ultravioletten Tageslicht ausgesetzt.

Daher halten wir nur den Einsatz von verkapselten EPA/DHA-Öle für sinnvoll in der Kosmetik. Die in winzigen Liposomen verkapselten Wirkstoffe kommen in der Natur in dieser Form nicht vor und müssen mittels spezieller Verfahren erzeugt werden. Daher ist der Einsatz in der zertifizierten Naturkosmetik nur eingeschränkt möglich.

Da die lebenden Hautschichten (Stratum basale) von innen über das Blut ernährt werden, ist eine ausgewogene Ernährung mit Ergänzung von guten Speiseölen mit DHA- und EPA-Zusatz sinnvoller als zu versuchen, die wertvollen Fettsäuren durch die toten Hautzellen des Stratum corneum schleusen zu wollen.

Fettforschung

Dr. Johanna Budwig  (1908–2003) studierte Physik, Chemie, Medizin, Biologie, Botanik und promovierte im Fach Physik bei Professor Kaufmann – ein in den 1950er Jahren anerkannter Experte auf dem Gebiet der Fettchemie. Sie wurde 1979 sieben Mal für den Nobelpreis nominiert und galt als Pionierin unter den wenigen weiblichen Studentinnen, als sie ihr Staatsexamen in Pharmazie und ein Diplom in Chemie erhielt.

Zeit ihres Lebens widmete sie sich der Erforschung ungesättigter Fette und deren gesundheitlicher Wirkung auf unseren Körper. Sie fand heraus, dass bestimmte Fette in Verbindung mit schwefelhaltigen Eiweißen vorbeugende Wirkung bei Zivilisationskrankheiten haben können. Im Jahr 1951 wurde sie zur Obergutachterin für Arzneimittel und Fette am Bundesinstitut für Fettforschung berufen.

Molekülaufbau der Alpha-Linolensäure

Budwig konnte beweisen, dass die essentiellen Fettsäuren Linolsäure und Alpha-Linolensäure als Partner für die schwefelhaltigen Aminosäuren bei der Sauerstoffaufnahme in die Zelle große Bedeutung haben. Das Besondere an den mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist ihr enormes Elektronenpotential. Die Energie, die in den Doppelbindungen dieser Fettsäuren steckt, ist für elektrophysikalische Prozesse in der Zelle frei verfügbar. Die negative Ladung dieser Fettsäuren macht sie zu einem optimalen Bindungspartner für die positiv geladenen, schwefelhaltigen Aminosäuren. Gemeinsam wirken sie in den Kraftwerken (Mitochondrien) unserer Zellen und steuern deren Energiepotential. Ein Forscherteam der Universitäten von Jena und Potsdam konnte 2006 unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Ristow den Ansatz Budwigs bestätigen. Mit ihren Forschungen zur Zellatmung setzte sie dort an, wo der Nobelpreisträger Otto Heinrich Warburg kein abschließendes Ergebnis fand.

Fazit:
Für die Ernährung – insbesondere in der Schwangerschaft – sind die Fettsäuren EPA und DHA besonders wertvoll. In der Kosmetik sind sie jedoch instabil und müssen mit aufwändigen – teilweise nicht Naturkosmetik-konformen – Methoden aufbereitet werden, um in die tieferen Hautschichten zu gelangen.

Quellen:
Weitere Informationen zu Omega-3-Fettsäuren
Link zur Dr.-Johanna-Budwig-Stiftung
Michael Ristow et al.,“Induction of oxidative metabolism by mitochondrial frataxin inhibits cancer growth: Otto Warburg revisited“,  J Biol Chem. 2006 Jan 13;281(2):977-81.

Bildnachweise:
Titelbild: David Clode auf Unsplash.com
Ölflasche: Congerdesign auf Pixabay.com
Alpha-Linolensäure: WikimediaImages auf Pixabay.com

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