Zur Urlaubszeit, wenn es uns kollektiv zu den Stränden unseres Landes zieht, teilt sich die Gesellschaft für gewöhnlich in zwei große Gruppen.
Diejenigen, für die Strandurlaub vor allem bedeutet, sich am Strand auszuruhen, also lange Sonnenbäder zu nehmen, ausgiebig zu lesen und nur gelegentlich eine Abkühlung in den Fluten zu suchen. Diese Menschen verbinden Urlaub mit möglichst wenig Aktivität.
Die zweite Gruppe, zu der auch ich gehöre, wird nach einer viertel Stunde des gemütlichen Liegens nervös und sucht nach einer Beschäftigung. Erstmal wird gebadet, dann schaut man sich um, was es denn noch so Interessantes zu sehen, oder noch besser, zu tun gibt. Nach einer Woche Urlaub hat man sämtliche Angebote vom Surf- Training bis zum Beachvolleyballspiel zumindest inspiziert, einiges davon auch ausprobiert und ist froh über die ereignisreichen und spannenden Tage. Für diese zweite Gruppe hat wenig Aktivität nicht unbedingt etwas mit viel Urlaub zu tun.
Auch wenn diese Einteilung natürlich etwas pauschal und überspitzt ist, und nicht auf jeden zutrifft, so kann es doch zu Konflikten kommen, wenn Menschen mit unterschiedlichen Ansprüchen an den Strandaufenthalt in einer Familie aufeinandertreffen und gemeinsam Urlaub machen.
Da ist es sehr hilfreich, wenn neue Aktivitäten den Strandaufenthalt unterhaltsamer machen, der Aktive ist dann beschäftigt und der Entspannende kann in aller Ruhe entspannen, weil er den Aktiven gut beschäftigt weiß.
Eine solche Aktivität, die ich vor kurzem für mich entdeckt habe, ist das Schnorcheln, und zwar hier bei uns an der Ostsee. Die Ostsee ist vielleicht nicht der erste Ort, an den man beim Thema „Schnorcheln“ denkt, denn man erwartet unter der Wasseroberfläche eigentlich nichts Spannendes. Es gibt keine tropischen Korallenriffe, keine bunten Fische, höchstens ein paar Steine und Algen, die auf dem Meeresgrund verteilt sind, denkt man. Soweit zu den Vorurteilen. Wie sieht es aber unter der Oberfläche der Ostseebäder tatsächlich aus? Meine Empfehlung. Einfach mal selber nachsehen. Eine Schnorchelausrüstung kann man in den meisten Strandbädern leicht erwerben und mit ein bisschen Übung findet man sich schnell unter Wasser zurecht.
Ich habe es in einem Strandbad in Schleswig- Holstein probiert, und siehe da, schon beim ersten Untertauchen sehe ich die ersten kleinen Fische, verschieden Grundeln, die im flachen Wasser dahinschießen. Kaum bin ich die ersten Meter geschwommen, entdecke ich eine Seenadel, das Ostseependant zum Seepferdchen, ein hochinteressantes Tier, bei dem das Männchen die Eier vom Weibchen in eine Art Bauchfalte gelegt bekommt und dann austrägt. Der Ostseestrand ist also keineswegs eine unbewohnte Zone und das Leben, was man entdeckt, zeigt auch noch die sonderbarsten Formen.
Als ich weiterschwimme, schießt vor mir eine Scholle aus dem Sand, sie ist farblich so gut an den Sand angepasst, dass ich sie vorher gar nicht entdeckt hatte. Schön, diesen Fisch, der einem sonst nur auf dem Restaurantteller begegnet, auch einmal lebendig zu sehen. Aber das ist noch nicht alles. Kaum schwimme ich weiter vom Ufer weg, erstreckt sich vor mir eine große Seegraswiese.
Dort tummelt sich das Leben, Strandkrabben wandern zwischen den Seegrasbüscheln umher, ein Seestern erklimmt die Spitze eines Halmes, vielleicht um den hungrigen Krabben zu entkommen. Über dem Seegras entdecke ich Hornhechte, lange silberne Fische mit einem spitzen, schwertartigen Maul. Als ich weiterschwimme, taucht ein großer Schwarm silbrig glänzender Fische auf, es sind Sandaale, die an mir vorbeiziehen, ich bin fasziniert und beeindruckt von dieser mir bisher nicht bekannten Seite der Ostsee.
Als ich am Strand zurück bin, hat sich nicht viel verändert, die Entspannenden liegen immer noch gemütlich auf ihren Decken, die Aktiven spielen Strandtennis, Kinder bauen Sandburgen. Aber ich durfte kurz abtauchen in eine andere Welt, von der hier draußen niemand etwas zu ahnen scheint. Deshalb mein Tipp für den nächsten Strandtag an der Ostsee: einmal abtauchen und staunen. Auch unser „Hausmeer“ ist voller interessanter Lebewesen und es lohnt sich auf jeden Fall, ihr einmal im Urlaub auf den Grund zu gehen.