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Wie Algen bei Hautkrankheiten helfen können

In der wissenschaftlichen Literatur finden sich immer häufiger Studienergebnisse, die zeigen, dass bestimmte natürliche Wirkstoffe aus Großalgen entzündungs- und infektionshemmend wirken und zudem die Hautbarriere stärken. Die Eigenschaften sind besonders für Menschen interessant, die eine therapiebegleitende Hautpflege suchen.


Algen – Kraftpakete aus dem Meer

Meeresalgen enthalten eine Vielzahl bioaktiver Substanzen, darunter spezielle Polysaccharide (z. B. Fucoidan und Laminarin), Polyphenole, Lipide und einzigartige Esterverbindungen. Diese Stoffe erfüllen in der Alge selbst Schutzfunktionen – etwa gegen UV-Strahlung, Bakterien und Umweltstress – und können auch auf unsere Haut gesundheitsfördernd wirken.

Hautunterstützende Wirkungen von Algenwirkstoffen bei atopischer Dermatitis

Atopische Dermatitis (AD), auch bekannt als Neurodermitis, ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die Millionen von Menschen betrifft. Die Beschwerden reichen von starker Trockenheit über Juckreiz bis hin zu entzündeten, gereizten Hautstellen. Immer mehr Menschen suchen nach sanften und natürlichen Pflegealternativen – und dabei rücken marine Wirkstoffe aus Algen in den Fokus.

Von Neurodermitis betroffener Patient mit Symptomen auf der Hand

Entzündungshemmend und immunmodulierend

Ein zentrales Problem bei atopischer Dermatitis ist die überschießende Immunreaktion der Haut. Hier setzen viele Algenstoffe an:
Sie hemmen entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukine (z. B. IL-4 und IL-13), modulieren das Gleichgewicht der T-Helferzellen (z. B. Th1, Th2, Th17) und fördern regulierende T-Zellen, die überschießende Reaktionen dämpfen können.

Relevante Algen-Wirkstoffe:

  • Fucoidan (aus Braunalgen wie Fucus vesiculosus) lindert Hautläsionen und Schwellungen, senkt IgE-Werte (ein Allergie-Marker) und wirkt regulierend auf das Immunsystem.
  • Laminarin, ein weiteres Polysaccharid aus Braunalgen, reduziert die Hautverdickung und Mastzellinfiltration – beides typische Merkmale bei AD.
  • Polyphenolreiche Extrakte (z. B. aus Sargassum horneri) wirken besonders stark auf Th2-vermittelte Entzündungsprozesse und hemmen die Ausbildung von Narbengewebe (Fibrose).
  • Neuartige Ester wie HSN-S1 (aus Hizikia fusiformis) zeigen eine doppelte Wirkung: Sie wirken sowohl entzündungshemmend als auch antibakteriell – besonders wichtig bei der häufigen Besiedlung der AD-Haut mit Staphylococcus aureus.

Hautbarriere stärken – oxidativen Stress reduzieren

Bei Neurodermitis ist die schützende Hautbarriere gestört, wodurch Krankheitserreger und Allergene leichter eindringen können. Algenextrakte aus roten, braunen und grünen Algenarten helfen, diese Barriere wieder aufzubauen, indem sie die Hautzellstruktur stärken und die Verdickung der oberen Hautschichten reduzieren.
Zudem sind viele Algenstoffe reich an Antioxidantien, die freie Radikale neutralisieren – das schützt die Hautzellen vor weiterem Schaden und unterstützt die Regeneration.

Perspektive: natürliche Alternativen mit Potenzial

Im Gegensatz zu vielen herkömmlichen Therapien wie Kortikosteroiden oder synthetischen Immunmodulatoren bringen marine Wirkstoffe keine bekannten langfristigen Nebenwirkungen mit sich.
Bislang beruhen viele der überzeugenden Ergebnisse allerdings auf Labor- und Tierversuchen. Klinische Studien am Menschen sind der nächste wichtige Schritt, um die Anwendungssicherheit, optimale Dosierungen und geeignete Formulierungen zu bestätigen.

Fazit

Algen sind nicht nur ökologische Multitalente im Meer, sondern eröffnen auch spannende neue Wege in der Hautpflege – insbesondere bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie der atopischen Dermatitis. Ihre natürlichen, hautberuhigenden und immunmodulierenden Eigenschaften machen sie zu vielversprechenden Inhaltsstoffen für die sanfte und zugleich wirksame Hautpflege von morgen.

 

Tipp: Achte beim Kauf auf naturbelassene Pflegeprodukte mit ausgewiesenen Algenextrakten – idealerweise mit wissenschaftlich untersuchten Wirkstoffen und transparenter Herkunft.

Bildnachweis:
Titel: Dr. Ing. Marion Zenthoefer, oceanBASIS GmbH
2. Foto: Prof. Dr. Regine Gläser, UKSH Kiel

 

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