Mikroplastik im Meer
Meere und Ozeane sind verschiedenen Arten von Bedrohungen ausgesetzt.
Die kontinuierliche Ansammlung von Müll in den Meeren ist bereits seit Jahrzehnten ein bekanntes weltweites Problem. Trotz der erhöhten internationalen Aufmerksamkeit und Bemühungen, Kunststoff aus der Umwelt herauszuhalten, schreitet der Aufbau dieser Materialien in zunehmenden Maße voran:
Weltweit wurden im Jahr 2011 280 Millionen Tonnen produziert (Plasticseurope, 2012)). Die unsachgemäße Entsorgung von Kunststoffabfällen bleibt ein ungelöstes Problem.
In den letzten zehn Jahren konnte nachvollzogen werden, was mit dem Kunststoff in den Meeren passiert. Große Kunststoffteile zerfallen bis in kleinste Fragmente, die nicht mehr als ein paar Mikrometer groß sind – das sogenannte Mikroplastik. Auch neue Quellen von Mikro-Kunststoffen sind inzwischen identifiziert worden: Mikroplastikpartikel in Kosmetik und Mikrofasern aus Materialien wie Polyester und Polyamid aus häusliche Abwässern können von der Abwasserbehandlung nicht zurückgehalten werden und gelangen so in die Meeresumwelt.
Die meisten Wissenschaftler haben „Mikroplastik “ als Teilchen definiert, die kleiner als 5 mm sind, andere sehen die Obergrenze bei 1 mm. Der meiste Kunststoff im Meer besteht aus diesen kleinen Größen. Zum Beispiel bestanden 65% allen Meeresmülls an den Stränden in der Tamar-Mündung (UK), der kleiner als 1 mm war, aus Kunsstoff. Aufgrund dieser kleinen Abmessungen werden diese Partikel leicht durch Meeresorganismen aufgenommen. Dabei spielt es keine Rolle, welche Mechanismen der Nahrungsaufnahme sie einsetzen. Polychaeten, Muscheln, Echinodermata, also Seeigel oder -sterne, und kleine Krebse nehmen alle in mindestens einer Lebensphase Mikroplastik in sich auf.
Einmal eingenommen wird Mikroplastik durch die Organismen entweder über Ausscheidung elimiert oder in den Geweben eingebaut. Letzteres wird als Translokation bezeichnet. Da es noch nicht genügend Daten über die chronischen Auswirkungen der Exposition durch Mikroplastik gibt, sind die Folgen dieser Art der Meeresverschmutzung bis heute unbekannt. Man kann nur annehmen, dass sie gravierend sind. Auch die Verbreitung ist weiter fortgeschritten als man bislang vermutete: Mikroplastik ist in der Wassersäule weltweit nachweisbar, aber auch überall in den Meeresböden unseres Planeten. Selbst in den Tiefsee ist Mikroplastik nachweisbar. Die Konzentrationen schwanken dabei zwischen drei und vielen hunderttausend Partikeln pro 1000 Litern Wasser.
Es ist keine Frage des wissenschaftlichen Beweises – man sich vorstellen, dass über Fisch und andere Organismen, die wir Menschen essen, das Plastik auch in unserem Körper landet. Welche Folgen die Mikropartikel dort haben und wie sie sich dort verhalten, weiß man auch nicht.
Die Konsequenzen dürften klar sein:
- Weniger Kunststoff produzieren
- Kunststoff recyceln
- Mikro- oder Nanoplastik in allen Konsumprodukten verbieten
Beitragsfoto:
Mark Anthony Browne, Plymouth University
Stephanie Wright, University of Exeter
Lesematerial zu den Auswirkungen von Plastik in Tieren:
- Fische: Lusher et al. 2014, Foekema et al. 2014
- Vögel: Acampora et al. 2014
- Säugetiere: Bravo Rebolledo et al. 2014
- Schildkröten: Tourinho et al. 2010
- Wirbellose: Murray & Cowie 2011
Einen guten Überblick über das Thema gibt:
- Über die Autorin | Über den Autor
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Mein Name ist Levent Piker, ich bin Meeresbiologe und leite mit Freunden seit über 20 Jahren zwei Unternehmen, die sich der nachhaltigen Nutzung der Meere widmen. Die Küste und das Meer sind schon immer wichtige Bestandteile meines Lebens gewesen und sind es noch.
Ich will daher ab und zu in diesem Blog wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Nutzungen der Meere vorstellen, aber auch Erlebnisse und Eindrücke vom Meer teilen – auch aus meinem ganz persönlichen Blickwinkel.
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