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Laminaria – eine edle Algenpracht

Die Laminaria-Alge bzw. Saccharina latissima (lat., ehemals Laminaria saccharina) wird auch Zuckertang oder Wundertang genannt. Sie gehört zu den ältesten Lebewesen der Welt und das nicht ohne Grund: Die bei uns in Nord- und Ostsee lebende Saccharina speichert hochkonzentriert Mineralien und Spurenelemente und bildet daraus eine Art Schutzschild gegen alle schädlichen Einflüsse – wie zum Beispiel UV-Strahlung. Außerdem kann sie Feuchtigkeit extrem gut binden, denn sonst würde sie bei Ebbe austrocknen.

Saccharina konnte bereits aus Kreisen der Medizin und Kosmetik viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Name Wundertang ist ein äußerst passender Begriff für die elegante vielfältige Braunalge. Es liegen in der Unterwasser-Schönheit einige Eigenschaften verborgen, die durchaus eine wohltuende und heilende Wirkung auf Mensch und Umwelt haben.

Meeresalgen wachsen schneller als jede Landpflanze, beanspruchen zum Anbau keine Landfläche und benötigen für ihr Wachstum keinerlei Dünger oder Pestizide. Die Laminaria-Alge gehört zu den Makroalgen, den sogenannten Tangen. Diese haben eine entscheidende Funktion für die Meeresumwelt, da sie einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche Meeresbewohner darstellen. Meeresalgen können riesige Unterwasserwälder bilden und produzieren somit vergleichbar viel Sauerstoff wie die tropischen Regenwälder an Land. Darüber hinaus binden sie CO2, nehmen überschüssige Nährstoffe auf und verbessern dadurch die Wasserqualität maßgeblich. Gerade als Quelle von Wirkstoffen für die Kosmetik oder Medizin ist es sehr wichtig, die Meeresalgen nur aus nachhaltiger Wildsammlung oder aus Algenfarmen zu verwenden. Das schont die natürlichen Bestände und hat nachweisbar positive Auswirkungen auf die Umwelt. Kultivierte Algen zeichnen sich darüber hinaus durch hohe Standards in der Qualitätskontrolle und Sauberkeit aus.

Wachstum und Vermehrung

Saccharina wächst auf natürliche Weise in Europa entlang der Atlantikküste, im Süden bis Portugal und im Norden bis Novaya Zemlya, einem Archipel im Arktischen Ozean nahe Nordrussland. Weltweit ist der Tang auch an den Ostküsten Amerikas bis hinunter nach New Jersey, an den Pazifikküsten, in der Beringstraße und in der Nähe von Japan zu finden.
Vom Spätwinter bis zum Frühjahr wächst die Alge am schnellsten. Sie lässt sich auch gut kultivieren, meist an langen Seilen, und eignet sich gut für die Teilernte. Diese ist möglich durch ein spezielles Wachstumsgewebe, welches Meristoderm genannt wird und oberhalb des Rhizoid sitzt. Solange davon bei der Ernte nicht zu viel entnommen wird, wächst die Alge schnell wieder nach. Auf diese Weise kann im Frühjahr und anschließend im Sommer eine große Biomasse geerntet werden.

Vergleichbar mit Wurzeln bei Landpflanzen hat die Alge einen sogenannten Rhizoid, mit dem sie an den Farm-Seilen oder natürlicherweise am Untergrund (Stein, Holz oder an Muscheln) verankert ist. Der Unterschied zu richtigen Wurzelstrukturen ist jedoch, dass das Rhizoid vor allem der Haftung dient und daher, im Gegensatz zu Wurzeln unserer Landpflanzen, kein spezialisiertes Leitgewebe als Zellstruktur aufweist.

Wertvolle Schätze des Wundertangs

„Algen haben im Gegensatz zu Landpflanzen keine Wurzeln. Sie nehmen Nährstoffe über ihre gesamte Oberfläche direkt aus dem Meerwasser auf. Dadurch enthält ein einziges Kilogramm frische Algen die wertvollen Mineralstoffe und Spurenelemente aus rund 10.000 Litern Meerwasser.“

Dr. Inez Linke
Meeresbiologin und Oceanwell-Entwicklerin

Saccharina bzw. Seetang allgemein ist also besonders reich an Nährstoffen, die gut für den menschlichen Körper sind. Betacarotin, Ballaststoffe, Chlorophyll, Proteine, Enzyme und Aminosäuren sind in diesem uralten Meeresjuwel enthalten. Ebenso sind neben anderen Mineralien u. a. Natrium, Kalium, Eisen, Kalzium, Magnesium und Phosphor ein Teil der Alge. Das macht die Alge ernährungsphysiologisch besonders wertvoll. Wissenschaftler sind überzeugt, dass Algen aus dem Meer aus vielen Elementen bestehen, die im Erdboden, auf dem wir unser Gemüse anbauen, nicht mehr vorhanden sind. [1]

Mehr über unsere Forschung zum Thema „Algen zum Essen“ kannst Du hier nachlesen:
Gesund, nachhaltig, regional: Algenküche im Fokus

Braunalgen in Kosmetik und Medizin

Tatsächlich ähnelt unser Körper in seiner Zusammensetzung dem Wasser in tieferen Meeresschichten. Es gibt ungefähr 56 Bestandteile, die durch unseren Körper zirkulieren und ebenso im Tiefseewasser zu finden sind. Daher ähnelt die chemische Zusammensetzung von Mineralien im Seetang der des menschlichen Plasmas. Somit trägt u. a. der Verzehr von Algen zur Regulierung der körpereigenen Mineralien bei. [1]

Beeindruckend ist auch das Spektrum der biologischen Aktivität, die Saccharina aufweist. Somit bietet sie ein vielversprechendes Potenzial für Kosmezeutika – also hautpflegende Produkte, die sowohl kosmetische als auch therapeutische Wirkungen vereinen, indem sie aktive Inhaltsstoffe zur Verbesserung des Hautbildes und zur Behandlung spezifischer Hautprobleme enthalten. Die medizinisch wirksamen Verbindungen der Laminaria können z. B. Bakterien und Pilze abtöten, die die Hautflora schädigen, und somit potenziell das Mikrobiom der Haut regulieren. Algenverbindungen mit antioxidativen Eigenschaften können dabei helfen, die Haut vor Alterungserscheinungen, sonnenbedingten Schäden und anderen lichtbedingten Hautproblemen wie Melanomen, Hautentzündungen und Hautkrebs zu schützen. [2]

Über die wichtigsten Algeninhaltsstoffe und ihre Wirkung auf die Haut haben wir hier berichtet:
Meeresalgen und ihre vielfältigen Wirkstoffe

Wissenschaftliche Studien zur Saccharina-Familie

Mittlerweile gibt es einige Studien mit Extrakten oder Extraktbestandteilen aus Zuckertang – mit erstaunlichen Ergebnissen. Dazu folgen ein paar Beispiele zu Verwandten von Saccharina latissima:
Lu et al. veröffentlichten 2007 eine Phase-II- Studie (erste Dosierungstests am Patienten) zu einem Mehrfachzucker, auch Polysaccharid genannt, mit der Bezeichnung „SPMG“ (kurz für Sulfated polymannuroguluronate), das aus der Braunalge Laminaria japonica isoliert wurde. Das Molekül wurde in einer klinischen Phase-II-Studie in China als Medikamentenkandidat gegen AIDS getestet. SPMG schien das virale Genprodukt zu eliminieren, das als Transaktivator (Stimulator zur Genvervielfältigung des Virus) bekannt ist. Darüber hinaus haben Hui et al. (2008) mit ihren Studien zeigen können, dass SPMG offenbar ebenso eine neuroprotektive Wirkung zeigt. [4]
Yoon et al. (2007) berichtete über ein weiteren Mehrfachzucker aus der Braunalge Laminaria cichorioides. Das gereinigte Polysaccharid hatte eine starke gerinnungshemmende Wirkung, welches ähnlich wie das klinisch verwendete Heparin wirkte. Heparin kommt in Operationen und Dialysen zum Einsatz um die Blutgerinnung zu hemmen und wird ebenso in Salben, Gelen und Cremes als Inhaltsstoff verwendet. [4]
Aus Makroalgen gewonnene Verbindungen sind natürliche, erneuerbare, nachhaltige und wirkungsvolle Inhaltsstoffe, die einfach und kostengünstig extrahiert werden können. Die kosmetische Pflege enthält in ihren Rezepturen mit Algenextrakten Wirkstoffe mit pflegenden bzw. bioaktiven Eigenschaften. Aufgrund ihrer Fülle, chemischen Vielfalt, Biokompatibilität, wünschenswerten Bioaktivitäten und physikalischen Eigenschaften eignen sich Algenextrakte ideal für die Entwicklung sicherer und wirksamer Hautpflegeprodukte. Bisherige klinische Studien belegen die hautfeuchtigkeitsspendende, antimelanogene und Anticellulite-(Schlankheits-)Wirkung von Makroalgenextrakten zum Auftragen auf die Haut.
Weitere klinische Forschung ist erforderlich, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit von Kosmetika auf Makroalgenbasis zu bestimmen. Zusätzlich müssen die optimale Konzentration und Formulierung dieser Produkte im Hinblick auf potenzielle funktionelle und bioaktive Wirkungen auf die Haut untersucht werden. [3]

Schütze das Meer und damit den blauen Planeten, unser Zuhause

Die Ozeane sind die Ursprungsquelle allen Lebens auf unserem Planeten, sie beeinflussen das Klima und beherbergen eine Vielzahl einzigartiger Lebewesen. Durch verantwortungsbewusstes Handeln können wir Menschen unser gemeinsames Erbe schützen und auch zukünftig die Schätze der Meere und ihre medizinischen Ressourcen genießen.

Quellen:
[1] Chapter 7 – Physical, Chemical, and Biological Properties of Wonder Kelp—Laminaria.
Advances in Food and Nutrition Research (Volume 64, 2011, Pages 85-96)
[2] Algae as Nutrition, Medicine and Cosmetic: The Forgotten History, Present Status and Future Trends.
Maryam Anis, Salman Ahmed and Muhammad Mohtasheemul Hasan*
Department of Pharmacognosy, Faculty of Pharmacy and Pharmaceutical Sciences,
University of Karachi, Karachi-75270, Pakistan.
[3] Clinical Studies of the Safety and Efficacy of Macroalgae Extracts in Cosmeceuticals
J Clin Aesthet Dermatol. 2021 Oct; 14(10): 37–41.
Michael J. Murphy and Aileen A. Dow
[4] A.M.S. Mayer et al.

Bildnachweis:
Titelfoto oceanBASIS GmbH, Lisa Stegk
Weitere Bilder CRM

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