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Kaliumjodid – ein altbewährtes Mittel in der Dermatologie

violetter Extrakt im Glaskolben auf Algen Flakes

Braunalgen sind bekannt für ihren hohen Jodidgehalt. Da sie ebenfalls beachtliche Mengen an Kalium enthalten, wurden Algen im 19. Jahrhundert zur Gewinnung von Kaliumjodid genutzt. Neben dem medizinischen Einsatz bei Schilddrüsenleiden und Syphilis wurde Kaliumjodid zur Behandlung verschiedener nicht-infektiöser entzündlicher Hautkrankheiten wie Schuppenflechte (Psoriasis) und Neurodermitis (Atopischer Dermatitis) eingesetzt. Die Mechanismen, die der Verbesserung dieser Hautkrankheiten zugrunde liegen, sind jedoch nach wie vor unbekannt, daher wird es nicht in großem Umfang eingesetzt.

Hautpflegeprodukte mit Algenextrakten unterstützen den Hautstoffwechsel gegen entzündliche Veränderungen und fördern die Regeneration, z. B. nach dem Sonnenbad.

Historische Anwendungen

Bereits im 19. Jahrhundert wurde Kaliumjodid in Salben oder Lösungen äußerlich verwendet – häufig in Kombination mit anderen Substanzen wie Glycerin oder Lanolin. Historisch-medizinische Quellen sind z. B. das „Handbuch der Hautkrankheiten“ (Julius Rosenbach, 1891) und das Deutsche Arzneibuch („Pharmacopoea Germanica“ aus dem 19. und frühen 20. Jh.).

Kaliumjodid wurde erfolgreich zur Behandlung von Erythema multiforme (EEM) eingesetzt, auch in Verbindung mit einer Infektion mit Herpes simplex; Granuloma annulare, einschließlich Berichten über gutes Ansprechen auf Fälle der Krankheit Erythema annulare centrifugum (EAC).

In früheren Zeiten gab man bei verschiedensten Krankheitssymptomen eine Jod-Kaliumjodid-Lösung (Lugol-Lösung), nicht nur bei Erkrankungen der Haut: „Wenn du nicht weißt, was und warum, verwende Jod und Kalium.

Moderne dermatologische Praktiken bevorzugen andere jodhaltige Wirkstoffe aufgrund der besseren Verträglichkeit und geringerer systemischer Aufnahme (Resorption). Da Jodverbindungen vereinzelt auch Hautreizungen verursachen können, werden sie in der Dermatologie kaum noch angewendet (→ Artikel “Hautrötung nach Anwendung der Produkte”).

Weil die neueren Behandlungsmethoden gut sind, heißt das nicht, dass die alten schlecht sind: Denn wenn unsere ehrwürdigen und verehrungswürdigen Vorfahren nicht genesen wären nicht von ihren Krankheiten geheilt worden wären, wären Sie und ich heute nicht hier.
Konfuzius

mystisches violettes Elixier in antiker Phiole

Neue Forschungen zu Jod

Eine Studie aus 2017 zeigt, dass Jod und Jodid den Nrf2-Signalweg – ein zentraler Regulator der zellulären Abwehrmechanismen gegen oxidativen Stress und schädliche Umwelteinflüsse – aktivieren können und so Schutz vor UV-B-induzierten Schäden und eine Linderung unter entzündlichen Hautbedingungen bieten. Als bedeutender Transkriptionsfaktor ist die Rolle von Nrf2 bei der Modulation, der Expression antioxidativer Proteine und Entgiftungsenzyme zu einem Schlüsselspieler im Kampf gegen altersbedingte Krankheiten und in der Langlebigkeitsforschung geworden.

Nrf2 ist somit „Hauptschalter“, der die zelluläre Signalübertragung für die Aktivierung der Zellschutz-Gene einschalten kann. Die Aktivierung in der Haut ist eine wichtige Strategie zur Aufrechterhaltung des Redox-Gleichgewichts der Haut und ist von großer Bedeutung für die Funktionalität und Reparaturprozesse der Haut. Zu den Mechanismen gehören:

  • Hochregulierung der antioxidativen Enzyme Katalase (CAT) und Superoxiddismutase (SOD)
  • anti-entzündliche Wirkung durch Reduzierung der Freisetzung von Entzündungsmediatoren IL-6 und IL-8 bei gleichzeitiger Erhöhung des Anti-Entzündungsfaktors IL-10
  • Es konnte gezeigt werden, dass eine Vor- und Nachbehandlung der Haut mit Kaliumjodid die negativen Folgen durch UV-B-Bestrahlung reduziert.
  • Zudem wurde Jodid erfolgreich zur Prävention als auch zur Behandlung von pathologischen Zuständen der Haut eingesetzt.

Die Information, dass die pharmakologische Wirkung von Kaliumjodid auf seiner entzündungshemmenden Wirkung beruht, wird das Bewusstsein der Dermatologen für Kaliumjodid als wirksame und kostengünstige Behandlung stärken.
Shujiro Hayashi von der Dokkyo Medical University in Japan

Die Rolle des Jods für die Gesundheit der Haut

Jod in seinen unterschiedlichen Formen besitzt mehrere Eigenschaften, die wesentlich zur Gesundheit der Haut beitragen:

  • Antiseptische Eigenschaften: Die keimtötende Wirkung von Jod beseitigt ein breites Spektrum pathogener Mikroorganismen. Die Fähigkeit, bei Schnitt- und Schürfwunden Infektionen zu verhindern, ist entscheidend für eine gute Heilung und die Verringerung des Risikos der Narbenbildung.
  • Entzündungshemmende Wirkung: Chronische Entzündungen sind eine der Hauptursachen verschiedener Hautkrankheiten wie Akne, Atopischer Dermatitis und Schuppenflechte. Die entzündungshemmenden Eigenschaften von Jod können dazu beitragen, gereizte Haut zu beruhigen und Rötungen und Schwellungen zu reduzieren.
  • Hydratation und Feuchtigkeitsspeicherung: Jod unterstützt die Haut bei der Speicherung von Feuchtigkeit. Das ist wichtig zur Aufrechterhaltung der Elastizität und der allgemeinen Hautbeschaffenheit – insbesondere bei Menschen mit trockener Haut oder Erkrankungen wie Ekzemen.
  • Förderung der Heilung: Jod fördert die Zellregeneration und unterstützt damit die Wundheilung bei gleichzeitiger Minimierung der Narbenbildung nach Verletzungen.
  • Regulierung der Talgproduktion: Einige Studien deuten darauf hin, dass Jod zur Regulierung der Talgproduktion beitragen kann. Somit ist es für Personen mit fettiger Haut oder Akne sehr nützlich.

“Gesunde Haut ist ein Spiegelbild des allgemeinen Wohlbefindens.”
„Altern ist eine Tatsache des Lebens. Älter auszusehen ist es nicht.“
Dr. Howard Murad, Dermatologe und Pharmazeut

Jod ist nicht gleich Jod

Weitere Forschungen seit 2020 zeigen, dass auch elementares Jod positiv auf das Zellgeschehen wirken kann. Im Gegensatz zu den Landpflanzen haben Braunalgen die besondere Fähigkeit, neben dem Jodid (I) auch das elementare Jod (I2) zu speichern. Diese Form hat im Körper zahlreiche Wirkungen und wird unter anderem bei der Behandlung von Brustkrebs eingesetzt.

Molekulares Jod entfaltet bei Menschen und Tieren verschiedene Wirkungen:

  • Antioxidans: Es neutralisiert freie Radikale, schützt Zellbestandteile wie Membranen, Proteine und DNA und kann die Aktivität körpereigener antioxidativer Enzyme steigern. Zudem hemmt es entzündungsfördernde Prozesse und trägt so zur Stabilisierung des inneren Zellmilieus bei.
  • Regulierung des Zellwachstums: Es beeinflusst die Energieproduktion der Zellkraftwerke (Mitochondrien) und kann so das Zellwachstum bremsen, die Zellreifung fördern oder den programmierten Zelltod (Apoptose) auslösen.
  • Bildung spezieller Jodverbindungen (Jodolipide): Diese aktivieren bestimmte Rezeptoren im Zellkern zur Steuerung wichtige Zellfunktionen.
  • Immunmodulator: Jod wirkt direkt auf bestimmte Immunzellen und beeinflusst so die Immunabwehr.
  • Baustein der Schilddrüsenhormone: Es ist ein zentraler Bestandteil der Stoffwechsel-regulierenden Hormone.

Elementares Jod (I2) ist in Wasser normalerweise kaum löslich. Liegen jedoch Jodidionen (I) in Lösung vor, löst sich Jod und bildet zunächst negativ geladene Trijodidionen (I3). Bei weiterer Jodaufnahme entstehen negativ geladene Polyjodidionen (In) mit rot-brauner Farbe. Jod bildet ein somit echtes Polymer, also eine Kette aus unendlich aneinandergereihten Jodatomen. Ein solches Polymer aus nur einem Element ist in der Chemie eine echte Rarität. Diese Struktur bedingt vermutlich die Eigenschaft als anorganisches Antioxidanz. Iod besitzt auch die Eigenschaften eines Halbleiters.

Chemische Formeln der Polyiodid Verbindungen

Eine gelb-bräunliche Jod-Kaliumjodid-Lösung, die man auch aus dem Chemieunterricht als “Lugol’sche Lösung” kennt, bildet zusammen mit Stärke (Amylose) einen blauen Farbkomplex, der zum Nachweis von Stärke genutzt wird. Die Jodstruktur innerhalb der Lösung ist größtenteils immer noch ungeklärt. Die wahrscheinliche Form des gelösten Jods lautet nach Strukturanalysen: I2 – I5 – I2 .

Petrischale mit Alge zwischen Händen mit blauen Handschuhen

Das Jod aus Algen

In Algen kommen Kalium, Jodid und elementares Jod gemeinsam vor und werden bei der Extraktion zum Algen-Extrakt herausgelöst. Damit stehen sie als Wirkstoff in der Meereskosmetik Oceanwell zur Verfügung.

Neben verschiedenen Jodverbindungen in den Zellwänden bilden die Tange auf enzymatischen Weg auch organische Jodverbindungen wie Jodlipide, Tyrosin-ähnliche Verbindungen und flüchtige Jodwasserstoffe wie Methyljodid (CH3I) oder Ethyljodid (C2H5I).

In Anwesenheit von Kaliumjodid bilden sich in wässriger Lösung der Zellwände der Algen lange, negativ geladene Jod-Ketten (Polyjodid), die anders als reines Kaliumjodid stark desinfizierende Wirkungen haben. So schützen die Algen ihre “Blätter” von bakteriellem Befall, Aufwuchs und Fraßfeinden. Diese Eigenschaft wird auch in der Medizin genutzt, denn das Hautdesinfektionsmittel Povidon-Jod (PVP oder “Betaisodona”) basiert auf diesen Polyjodid-Ionen und wirkt aktiv gegen eine Vielzahl von Krankheitserregern, wie Bakterien, Viren und Pilzen.

Weiterhin wirkt Jod auch als anorganisches Antioxidanz und vermindert somit die Entstehung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS; “freie Radikale”) während des Entzündungsgeschehens. Wegen der stoffwechselaktivierenden Wirkung wird Jodid gern auch im Sport eingesetzt.

Schüßler-Salz Nr. 15: Kalium jodatum

Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler und entwickelte 1873 eine Heilmethode, die auf zwölf homöopathisch aufbereiteten Mineralstoffen basiert. Das Schüßler-Salz Nr. 15, Kalium jodatum (Kaliumjodid), spielt seiner Erkenntnisse nach bei folgenden vier Funktionskreisen eine wichtige Rolle:

  • Haut, Bindegewebe und Schleimhäute
  • Drüsensystem
  • Knochen und Gelenken
  • System der Blutverteilung

Zu geringe Mengen an Kalium jodatum können sich nach der Schüßler-Salze-Theorie auch im Gesicht abzeichnen:

  • Blässe
  • rote Nasenspitze
  • Schwellungen und Druck im Halsbereich
  • eingefallene, umringte, rötliche Augen
  • Schweiß auf der Stirn

Der Theorie dieser komplementären Heilmethode nach hat das Schüßler-Salz Nr. 15 auch eine Wirkung auf die Psyche. Man geht nach Schüßlers Praxis davon aus, dass vor allem Menschen, die sich selbst unter Druck setzen und häufig versuchen, allen Erwartungen gerecht zu werden, dieses Salz übermäßig verbrauchen. Auf emotionaler Ebene äußert sich das durch häufige Niedergeschlagenheit, Lebensmüdigkeit und häufige Tränen. Auch Reizbarkeit und innere Unruhe können darauf hinweisen, dass dem Körper zu wenig Kaliumiodid zur Verfügung steht.

Schüssler Salze Globuli vor Braunglasflasche

Verwendung von Algen in der TCM und im Ayurveda

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden jodhaltige Algen zur Harmonisierung von Qi und Blut sowie der Ausleitung von krankmachenden Faktoren verwendet:

  • Auflösung von Schleim und Knoten: Hai Zao (Sargassum sp.) wird verwendet, um Schleimansammlungen zu lösen und Knoten zu erweichen, was bei bestimmten Hauterkrankungen hilfreich sein kann.​
  • Behandlung von Schwellungen: Die entwässernden Eigenschaften von Kun Bu (Laminaria japonica) können bei Schwellungen und Ödemen unterstützend wirken.​

Schau auch in den → Artikel “Hautunreinheiten aus Sicht der TCM”.

Im Ayurveda gehören Algen nicht zu den klassischen ayurvedischen Kräutern, dennoch finden sich Hinweise auf deren Verwendung entsprechend der ayurvedischen Prinzipien der Reinigung und Stärkung des Körpers zur Förderung der Hautgesundheit.​

  • Entgiftung: Algen werden verwendet, um Ama (Stoffwechselrückstände) aus dem Körper zu entfernen, was sich positiv auf die Haut auswirken kann.​
  • Nahrung für das Gewebe: Der hohe Mineraliengehalt von Algen nährt das Hautgewebe und unterstützt dessen Regeneration.​

Für zusätzliche Informationen schau auch in den → Artikel “Algen im Ayurveda”.

Fazit: Algenextrakte sind ein idealer Wirkstoff für die Naturkosmetik

Da reines Kaliumjodid chemisch hergestellt wird, ist es nicht NATRUE-konform. Braunalgenextrakte enthalten natürliches Kaliumjodid und sind daher eine natürliche und naturkosmetikkonforme Alternative.

Oceanwell verwendet in den Produkten der Basic.Line und der Serie Biomarine Cellsupport den eigens entwickelten, fermentierten Algenextrakt “Lamowell´S” (→ Artikel “Algen-Ferment ist Trend”) ein. Da wir diesen selbst herstellen, können wir uns erlauben, den Wirkstoff zu mindestens 5 % in den Formulaturen einzusetzen, um so eine effektive Wirkung der Produkte zu erzielen. Das darin enthaltene Kaliumjodid ist ein wesentlicher Bestandteil der vielfältigen Wirksamkeit der Produkte (→ Artikel “Wieviel Jod ist in den Oceanwell Produkten enthalten?”).

Auch die Nahrungsergänzung my Bodyguard enthält natürliche Jodverbindungen aus handgeerntetem Blasentang aus Dänemark und trägt somit zur Gesunderhaltung von Körper und Haut bei. Sie ist eine ideale Ergänzung zur Pflege der Haut von außen.

weitere Blogartikel zum Thema Jod:

Jod – für mehr als nur die Schilddrüse
Algen trugen wesentlich zur Entwicklung des Menschen bei
Spurenelemente für eine schöne Haut
Algen – die gesunde Delikatesse aus dem Meer
Algen und Jod
Die Wirkung von Fucus auf Körper und Haut
Mehr Power im Sport – mit Jod aus Algen
Jodverbindungen aus Meeresalgen beeinflussen das Küstenklima

weiterführende Literatur:
“A novel role of topical iodine in skin: Activation of the Nrf2 pathway”, Greenwald et al.; Free Radical Biology and Medicine 104 (2017) 238–248.
“Algae as an attractive source for cosmetics to counter environmental stress”, Aslam et al.; Science of the Total Environment 772 (2021) 144905.
“Anti-Inflammatory Effects of Potassium Iodide on SDS-Induced Murine Skin Inflammation”, Hyashi et al.; Journal of Investigative Dermatology (2020) 140, 2001-2008.
“Potassium iodide in dermatology: a 19th century drug for the 21st century”, Sterling and Heymann; J Am Acad Dermatol. 2000 Oct;43(4):691-7.
“Use of Potassium Iodide in Dermatology: Updates on an old drug”, Orofino-Costa et al., An Bras Dermatol. 2013 May-Jun;88(3):396-402.
“Potassium iodide in dermatology”, Hassan et Keen; Indian J Dermatol Venereol Leprol 2012;78:390-393.
“Molecular Iodine Has Extrathyroidal Effects as an Antioxidant, Differentiator, and Immunomodulator”, Carmen Acevez et al.; Int. J. Mol. Sci. 2021, 22(3), 1228.
Ärztezeitung vom 24.03.2012: „Jod gegen Brustkrebs

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