Alles Plastik

Plastikboje

Über die Geschichte und Eigenschaften von Kunststoffen

Plastikmüll in den Meeren, in den Böden und in der Luft ist heutzutage allgegenwärtig. Lösungsansätze nähern sich den Themen Müllvermeidung und Recycling aus unterschiedlichen Perspektiven. Auch das Team hinter Oceanwell ist stetig auf der Suche nach innovativen nachhaltigen Verpackungslösungen und umweltfreundlichen Ideen für das Büroleben. Unser Motto dabei: „Entnimm der Natur nicht mehr, als du ihr geben kannst.

Dieser Beitrag geht einen Schritt zurück und fragt nach, was Plastik eigentlich ist: Wo begegnen wir Plastik, wie ist es entstanden, was sind seine Eigenschaften? Wie kam es dazu, dass es einmal als Inbegriff der Moderne betrachtet wurde und heute fast nur noch als Umweltproblem?

Ohne Plastik kein modernes Leben

Der Begriff Plastik (plastisch=verformbar) ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Kunststoffe aller Art. Plastik bzw. Kunststoffe sind sehr vielseitig einsetzbar, weil sie die unterschiedlichsten Eigenschaften annehmen können (unzerbrechlich, wachsartig, hitzebeständig…). Manchen Produkten werden dafür bei der Herstellung Additive beigemischt, beispielsweise Färbemittel, Weichmacher, Stabilisatoren und Lichtschutzmittel.

Modernes LebenIch beginne mit einem gedanklichen Experiment: Wie wäre es, einen Tag lang plastikfrei zu leben? Zähneputzen fällt schon mal aus, wenn man noch nicht im Besitz einer – vergleichsweise teuren – Holz-Zahnbürste ist. Anziehen? Zumindest schwierig (Polyester oder Baumwolle?). Der Blick aufs Handy morgens? Fehlanzeige, dieses besteht fast komplett aus Plastik. Arbeiten? Ab sofort nur noch analog, denn Tastatur und weitere Bauteile des Laptops bestehen aus Plastik. Bierflaschen werden ab jetzt einzeln gekauft, ohne Kunststoff-Kasten (ob man dadurch weniger trinkt…?). Und das Ü-Ei als Mitbringsel für die Nichte ist auch tabu! Ohne Kunststoffe gäbe es ebenso keine Autos, Busse, Flugzeuge oder lebensrettenden medizinischen Geräte. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen und zeigt, wie sehr Kunststoffe wirklich alle Bereiche unseres täglichen Lebens prägen.

Kunststoffe erobern die Welt

Viele der heute verwendeten Kunststoffe entwickelten Chemiker und Forscher in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, so z. B. das PVC (Polyvinylchlorid, u. a. in Rohren und Bodenbelägen verwendet). Dabei etablierten sich Kunststoffe bis zum Zweiten Weltkrieg als durchweg positiv besetzte Materialien: Polyester wurde als Ersatzstoff für die Bekleidungsindustrie eingesetzt, als dieser die Rohstoffe (z. B. Seide) ausgingen. Bakelit als Gehäuse tragbarer Radios veränderte die Freizeitunterhaltung. Und erstaunlich vor dem negativen Image, das Plastik heute hat: Es diente von Anfang an auch dem Recycling! So wurde aus zerkleinerten Baumwollabfällen Parkesin (Zelluloid) gewonnen und Bakelit aus dem Phenol hergestellt, das in Teermassen enthalten war, die bei der Koksherstellung übrigblieben.

Mitte des 20. Jahrhunderts entstand eine regelrechte Aufbruchsstimmung, welche die „plastifizierte Welt“ feierte. Plastik wurde zunehmend zum Alltagsstoff, beispielsweise kam 1950 die Tupperware auf den Markt. Der französische Philosoph und Schriftsteller Roland Barthes beschreibt in seinem Werk „Mythen des Alltags“ den Siegeszug des Plastiks so: Es ist „nicht nur eine Substanz, es ist die Idee ihrer unendlichen Transformation“.

Plastik wird zum Wegwerfartikel

Die Produktion von Kunststoffen steigt stetig und rasant an. 1950 wurden weltweit 1,7 Mio. Tonnen Kunststoffe produziert, in 2018 waren es bereits 360 Mio. Tonnen. Diese Menge wird sich nach Schätzungen von Experten bis 2040 nochmals verdoppeln. Je billiger Kunststoffe wurden, desto häufiger landeten sie im Müll – nur noch ca. 40 Prozent sind heute für den längeren Gebrauch vorgesehen.

Plastikmüll am Strand

Die damit einhergehenden Probleme sind bekannt: Plastikmüll schadet unserer Umwelt. Die Forschung zum Thema Mikroplastik und zu den gesundheitlichen Folgen für den Menschen steht erst ganz am Anfang. Bekannt ist jedoch, dass einige in Plastik enthaltene Weichmacher schädlich sind für die Gesundheit, weil sie den Hormonhaushalt und das Immunsystem beeinflussen können (z. B. das Bisphenol A, das in Trinkflaschen, Verpackungen oder Spielzeug enthalten sein kann). Und schließlich ist hauptsächlich Erdöl der Rohstoff, aus dem Plastik hergestellt wird – eine wertvolle und endliche Ressource.

Gibt es Lösungen für das Plastikproblem?

Laut Plastikatlas 2019 der Heinrich Böll Stiftung liegt die Recyclingquote von Plastikverpackungen weltweit bei nur 14 %, in Deutschland bei etwa 16 %. Es gibt zahlreiche Initiativen und Gesetze zur Reduzierung von Plastikmüll, dazu gehören u. a.:

Dennoch sind wir weit entfernt von einer Lösung des Plastikproblems mittels einer Kreislaufwirtschaft, auch weil solche Initiativen unabhängig voneinander entstehen und oft nicht aufeinander abgestimmt sind. Nachdem China 2018 den Import von Kunststoffabfällen verboten hat, wird ein Großteil des Mülls nun in andere Länder wie z. B. Malaysia exportiert. Dort sind die Umweltbestimmungen weitaus niedriger als in Europa, sodass das Umweltproblem in ferne Länder verlagert wird. Um dem entgegenzuwirken, müsste das technische Know-How in Asien ausgebaut werden. Ein weiteres Instrument wäre eine verpflichtende Herstellergarantie über die EU-Grenzen hinaus, bei der alle Hersteller die Kosten für die Kreislaufführung übernehmen müssten.

Ein anderer Lösungsansatz liegt darin, Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen zu produzieren. Kunststoff lässt sich beispielsweise aus Mais, Algen, Kartoffeln oder Tomaten herstellen. Aber eine Kultivierung zu diesem Zweck macht dem Anbau von Wald und Lebensmitteln Konkurrenz, sodass Biokunststoffe nicht unbedingt klimafreundlich sind. Viel Potenzial hat hingegen Bioplastik aus pflanzlichen oder tierischen Abfällen. (s. zum Thema Bioplastik auch unseren Beitrag „Kompostierbares Plastik – Alles für die Tonne?“)

Schließlich birgt auch das Recycling selbst Probleme. Es gibt eine unendliche Vielfalt an Kunststoffen, die aus unterschiedlichen, mehrschichtigen Materialien und ggf. Additiven bestehen. Verbundmaterialien sind aber kaum recyclingfähig. Allenfalls ist dann ein sogenanntes Downcycling zu minderwertigen Materialien möglich, deren Markt begrenzt ist. Tatsächlich gibt es in Europa seitens der Hersteller nur 6% Nachfrage nach recycelten Kunststoffen. Die Alternative wäre hier die Herstellung von sortenreinem, möglichst ungefärbtem, gesundem Plastik. Also die Verbannung von Einwegkunststoffen zugunsten standardisierter Verpackungen, die ein Pfandsystem ermöglichen. Aber noch ist die Plastikindustrie eine der am wenigsten regulierten Branchen überhaupt.

Bildnachweis:
Titelbild von Couleur auf Pixabay
Photo by Björn Antonissen on Unsplash
Photo by Brian Yurasits on Unsplash

Weiterführende Infos:

Interview mit Inez Linke zum Thema nachhaltige Verpackungen: Warum verwendet Oceanwell Plastikverpackungen?
Kurioses und Wissenswertes zum Thema Kunststoff präsentiert das Deutsche Kunststoff Museum.
Plastikatlas 2019 der Heinrich Böll Stiftung
Magazin „Fluter“ zum Thema Plastik der Bundeszentrale für Politische Bildung
Plastik, Verpackung und das Meer (Teil I – III):
https://oceanblog.de/2019/05/teil-i-plastikverpackungen-in-der-kosmetik/

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