Mit dem Blut gelangen Nährstoffe und andere Substanzen in das Körpergewebe und die Haut. Die Lymphgefäße transportieren dagegen Flüssigkeit aus den Geweben ab und befördern sie in die Lymphknoten, wo sie gefiltert wird. Da das Lymphsystem ein Teil des Immunsystems ist, aktivieren die bei der Filterung erkannten Krankheitserreger spezielle Immunzellen, was eine Immunreaktion auslöst.
Was ist die Lymphe?
Das Lymphsystem (Lymphatisches System) ist ein wichtiger Teil des Immunsystems des Menschen, das gegen Krankheitserreger, Fremdstoffe und krankhaft veränderte Körperbestandteile (z. B. Tumorzellen) schützt. Immunzellen bewegen sich zu 10 % im Gewebe, 30 % im Blut und zu 60 % im Lymphsystem. Neben der Funktion der Abwehr hat es auch eine Bedeutung beim Flüssigkeitstransport und steht in enger Beziehung zum Blutkreislauf.
Die Lymphflüssigkeit entsteht, wenn aus den feinsten Blutgefäßen (Kapillaren) die Blutflüssigkeit herausgepresst wird, um Stoffe mit den Gewebszellen auszutauschen. Sie wird deshalb auch als Zwischenzellflüssigkeit bezeichnet. Daher ist die Lymphe ähnlich zusammengesetzt wie die Blutflüssigkeit und das Meerwasser (→ Artikel “Meerwasser – Quelle des Lebens”). Beim Abfluss aus den Geweben enthält sie die Stoffwechselabbauprodukte („Schlacken“), Zelltrümmer und Fremdpartikel sowie Fette aus dem Verdauungstrakt. Außerdem ist in der Lymphe ein Großteil der weißen Blutkörperchen zu finden, die im Lymphsystem selbst gebildet werden. Überall im Gewebe wird die Lymphe von haarfeinen Lymphkapillaren aufgenommen, die am Anfang geschlossen sind. Rund 2 bis 3 Liter Lymphe bilden sich pro Tag aus der Gewebsflüssigkeit.
Die lymphatischen Organe
Außer dem haarfeinen Gefäßsystem (Lymphkapillaren) gibt es auch die lymphatischen Organe:
- Thymus
- Knochenmark
- Milz
- “Mandeln” (Tonsillen)
- Lymphknoten (auch “Lymphdrüsen”)
- “Wurmfortsatz“ (Anhang des Blinddarms)
In den sog. Lymphknoten – der Körper besitzt etwa 600 bis 800 davon – wird die Lymphflüssigkeit (interstitielle Flüssigkeit) gefiltert. Jeder Lymphknoten ist für die Aufnahme und Filtration der Lymphe einer Körperregion zuständig. Beim Durchströmen der Knoten werden feinste Partikel wie Zellfragmente, Giftstoffe und eingedrungene Mikroorganismen, die von den enthaltenen Lymphzellen (Lymphocyten) als körperfremd erkannt werden, von den “Fresszellen” unschädlich gemacht und enzymatisch aufgelöst (Phagocytose). Durch den Kontakt mit den Fremdartikeln werden noch unspezifizierte Lymphzellen zu ausdifferenzierten T-Zellen, Plasma-Zellen und Gedächtniszellen.
Die für ein bestimmtes Organ primär zuständigen Lymphknoten werden auch als Wächterlymphknoten bezeichnet. Diese werden bei bestimmten Erkrankungen zuerst untersucht. Die kleineren Lymphknötchen (Lymphfollikel) sind kugelige Kolonien von sich vermehrenden B-Lymphocyten. Diese sind relevant für die Produktion von Antikörpern und vermehrt im Dünn- und Dickdarm zu finden. Damit gehören sie zum Immunsystem der Darmschleimhaut (Mukosa-assoziierten lymphatischen Gewebe, MALT), wo sich bis zu 80 % der Antikörper-produzierenden Zellen befinden.
Der “lymphatischen Rachenring”, bestehend aus den Rachen-, Gaumen- und Zungenmandeln, erkennt potentielle Krankheitskeime bereits im Mund und kann – z. B. bei verdorbener Nahrung – Abwehrmechanismen einleiten.
Der Lymphfluss
Im Gegensatz zum Blutkreislauf, welcher durch den Herzmuskel angetrieben wird, besitzt das Lymphsystem kein eigenes Antriebsorgan. Der Flüssigkeitsfluss ist unidirektional und wird durch “Ventile” ähnlich der Venenklappen in den sammelnden Lymphgefäßen ermöglicht. Bei Gefäßen ohne Klappen hilft die Kontraktion von Muskeln, Organen und angrenzenden Blutgefäßen beim Flüssigkeitstransport. Daher ist sportliche Aktivität für die Sauberhaltung des Körpers ungemein wichtig.
In einer ganzheitlichen Denkweise wird die gesamte Körperflüssigkeit als Lymphe verstanden, da das gesamte Flüssigkeitssystem des Körpers offen miteinander in Verbindung steht. Lymphgefäße münden letztendlich im sog. Venenwinkel (dem Zusammenfluss der beiden größten Venen) der Halsvenen und gelangen über die obere Hohlvene zum Herzen, wo die verbliebenen Bestandteile zu den Nieren und der Leber gepumpt werden, um letztendlich ausgeschieden zu werden.
“Die Lymphe, das ist das Allerfeinste, Intimste und Zarteste in dem ganzen Körperbetrieb … Man spricht immer von dem Blut und seinen Mysterien und nennt es einen besonderen Saft. Aber die Lymphe, die ist ja erst der Saft der Säfte, die Essenz … Blutmilch, eine ganz deliziöse Tropfbarkeit.”
Thomas Mann, aus dem Roman “Der Zauberberg”, 1924
Bei Wassermangel in den Geweben enthalten auch die Lymphgefäße zu wenig Flüssigkeit für den Abtransport. Sowohl Blut als auch Lymphe werden zähflüssig und lassen sich nur durch erhöhten Druck durch den Körper pumpen (Bluthochdruck). Daher ist eine ausreichende tägliche Trinkmenge auch für unser Immunsystem von großer Wichtigkeit.
Der Gehalt an Säuren und Basen im Körper verändert die Fließeigenschaften. Säuren lösen die gebundenen Wassermoleküle von den Eiweißen der Lymphflüssigkeit ab, wodurch es zu einer Verdichtung der Eiweiße kommt (Acidotische Lymphblockade). Eine Übersäuerung des Körpers führt daher zu einer verlangsamten Fließgeschwindigkeit der Lymphe (→ Artikel “Basische Bäder gegen die Übersäuerung”).
Stagniert die Flüssigkeit in den Lymphgefäßen, kann dies zu Lymphödemen („Wasser in den Beinen“) führen, da sich die Flüssigkeit dann in den Zellzwischenräumen des Gewebes ansammelt und Schwellungen hervorruft. Die Stagnation kann auch durch Entzündungen aufgrund von Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten hervorgerufen werden. Bei einer leichten Form der Erkrankung sind erhöhte Trinkmenge (mineralarmes Wasser), spezielle Sportübungen, das Tragen von Kompressionsstrümpfen und die Manuelle Lymphdrainage hilfreich.
Die manuelle Lymphdrainage wurde vom dänischen Physiotherapeuten Emil Vodder entwickelt. Die Lymphdrainage ist eine sanfte Massage zur Verbesserung des Lymphflusses und der Ausleitung von Schlacken aus dem Organismus. Gleichzeitig wird das Immunsystem aktiviert. Hautbürsten am ganzen Körper (→ Artikel “Die Haut ist ein Ausscheidungsorgan”) aktiviert nicht nur die Durchblutung und Ausscheidung der Haut, sondern auch den Lymphfluss.
Dr. Jack Shield, Lymphologe aus den USA führte eine Studie zur Auswirkung des Atmens auf das Lymphsystem durch. Mit Kameras, die in den Körper eingeführt waren, fand er, dass tiefes Zwerchfell-Atmen die Reinigung des Lymphsystems stimulierte: Diese Atemmethode schafft ein Vakuum, welches die Lymphe durch den Blutstrom saugt. Dies erhöht die Giftausscheidung bis auf das 15-fache.
Im Gegensatz zu den Blutgefäßen können sich kleine Lymphgefäße nach Durchtrennung wieder regenerieren. Zähflüssige Lymphe und Verstopfungen lassen sich am besten mit Heilfasten und reichlich Wassertrinken bereinigen, da die Fresszellen des Immunsystems dann ausreichend Zeit zum “Aufräumen” haben.
Was hat die Lymphe mit der Haut zu tun?
Die Haut besitzt in der Lederhaut (Dermis) ein dichtes Netzwerk aus feinen Lymphgefäßen, welches SALT (skin asocciated lymphatic tissue) genannt wird. Wird der Fluss in diesem System unterbrochen, dann kann sich dies in Hautproblemen äußern:
- Unreinheiten, Pickel, Entzündungen
- Ausschlag
- Juckreiz und trockene Haut (→ Artikel „Trockene Haut – Ursachen, Symptome & naturkosmetische Pflegetipps“)
- Schwellungen wie z. B. Augenringe
- Cellulite
Auch bei Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Psoriasis finden Veränderungen im lymphatischen Gewebe statt.
Der einfachste Weg, den Lymphfluss wieder in Gang zu bringen, ist eine Bürstenmassage der Haut (→ Oceanwell Gesichtsbürste). Dabei werden nicht nur abgestorbene Hautzellen heruntergebürstet, sondern auch der Abtransport über die Lymphe angeregt. Du massierst am besten von der Gesichtsmitte (Nase, Kinn) nach außen und unten zu den Lymphknotenbereichen am Hals und hinter den Ohren. Wechselduschen und tiefes Atmen sind ebenfalls beliebte Praktiken, um den Lymphfluss zu unterhalten.
Entzündungshemmende und mikrozirkulationsfördernde Inhaltsstoffe aus Meeresalgen wirken zellschützend und ausleitend, was indirekt auch dem Lymphsystem hilft (→ Artikel “Hochwirksame Algenextrakte regen den Stoffwechsel an”).
Wirkungsweise des Immunsytems
Dem Lymphsystem kommt eine zentrale Rolle bei der Immunabwehr zu. In ihm bewegt sich ein großer Teil der Abwehrstoffe. Das menschliche Immunsystem besteht aus zwei unterschiedlich agierenden Systemen:
- Das angeborene zelluläre Immunsystem besteht aus den weißen Blutkörperchen (z. B. Granulozyten, natürliche Killerzellen (NK-Zellen), Makrophagen (Riesenfresszellen), B- und T-Lymphocyten, T-Helferzellen).
- Das humorale adaptive Immunsystem besteht aus wasserlöslichen Antikörpern (z. B. IgG) aus Eiweißen und speziellen Botenstoffen (Interleukine, z. B. IL-8).
Die T-Helferzellen (TH) sind für zwei unterschiedlich arbeitende Immunantworten verantwortlich:
- TH1-Zellen rufen Entzündungsreaktionen hervor und können durch den Einsatz der weißen Blutkörperchen auch Krankheitserreger innerhalb von Zellen (z. B. Viren) und Tumorzellen bekämpfen. Diese Zellen hemmen die TH2-Zellen.
- TH2-Zellen wirken antientzündlich und bekämpfen Erreger wie z. B. Parasiten und Bakterien mithilfe von Antikörpern. Sie hemmen die TH1-Zellen und sind für das Auftreten von Allergien und Asthma mit verantwortlich.
- Die TH17-Zellen sind für die Abwehr von Erregern wie Pilzen (z. B. Candida albicans) zuständig und können bei Entgleisung zu chronischen Entzündungsreaktionen führen.
Im Körper ist eine ausgeglichene TH1/TH2-Balance notwendig für ein stabil funktionierendes Immunsystem. Eine andauernde Dominanz von TH2-Zellen führt zu einer Schwächung der TH1-Immunantwort und umgekehrt.
Eine TH2-Dominanz ist typisch bei chronisch allergischen Reaktionen und einigen Autoimmunkrankheiten sowie Neurodermitis (Atopische Dermatitis), Pilzerkrankungen (Mykosen), Leaky Gut Syndrom (Darmerkrankung) und CFS (Chronisches Müdigkeitssyndrom). Durch die Hemmung der TH1-Zellen können Viren und Tumore weniger effektiv bekämpft werden.
Bei einer TH1-Dominanz können überall im Körper Entzündungsherde und damit einhergehende Schwellungen oder organspezifische Autoimmunreaktionen auftreten. Typische Erkrankungen sind Typ-1-Diabetes, Schuppenflechte (Psoriasis), Morbus Crohn (Darmerkrankung), Hashimoto-Thyreoiditis (Schilddrüsenerkrankung) und Multiple Sklerose.
Die Reinigung des Hirns
Während des Schlafes regeneriert der Körper. Nun weiß man auch, dass in dieser Zeit das Gehirn “durchspült” und von Rückständen gereinigt wird.
Regelmäßiges Zusammenziehen und Entspannen der Blutgefäße im Gehirn treiben die Spülung an und “pumpen” die Hirnflüssigkeit rhythmisch. Dabei sickert die Flüssigkeit, die das Gehirn umspült, durch winzige Gänge neben den Blutgefäßen in das Hirn und transportiert Stoffwechselabfälle und weitere unerwünschte Moleküle ab.
Erst seit der Entdeckung an der Universität Kopenhagen im Jahr 2012 kennt man das Glymphatische System – ein separates Lymphsystem des Gehirns, das mit dem übrigen Lymphsystem nicht in Verbindung steht. Die Hauptaktivitätszeit ist nachts. 90 % – 95 % der Entsorgung finden während der Tiefschlafphasen statt. Außerdem ist der Fluss nachts schneller, da die Zellen nachts schrumpfen und somit bis zu 60 % – 65 % mehr Platz zum Durchspülen gegeben ist. Schlafmittel mit dem Wirkstoff Zolpidem hemmen die Reinigungsfunktion des Gehirns.
Mithilfe von bildgebenden Verfahren konnte gezeigt werden, dass bereits nach nur einer Nacht mit zu wenig Schlaf eine größere Menge an nicht abtransportierten Rückständen im Gehirn zu finden war, als bei Menschen, die ausreichend und gut geschlafen hatten. Hält dieser Prozess über eine längere Zeit an, können die Ablagerungen zu Beeinträchtigungen wie Demenz und Alzheimer führen. Auch ein Hungergefühl wird durch zu wenig Schlaf ausgelöst.
Fazit
Eine ausreichende Versorgung mit zellgängiger, ungesättigter Flüssigkeit ist notwendig, um den Körper sauber zu halten. Der Reinigungsstrom muss aktiv durch körperliche Betätigung in Gang gehalten werden. Auch das Gehirn muss täglich durchspült und gereinigt werden, um dessen Leistungsfähigkeit aufrecht zu halten. Die Haut unterstützt als weiteres Ausscheidungsorgan den Reinigungsprozess des Körpers bei der Ausscheidung von Abfällen des Stoffwechsels.
weitere Informationen:
Artikel “Die Lymphe: Kein einheitlicher Brei”, 2014
Artikel “Wie Schlaf das Gehirn reinigt – und so wahrscheinlich Demenz vorbeugt”, 2025
Artikel “Warum guter Schlaf so wichtig ist – und was er mit Demenz zu tun hat”, 2023
Bildnachweise:
Titelbild: Foto von Freepik.com
Lymphsystem: Schematische Darstellung von Phylum auf Pixabay.com
Kapillaren: Illustration von Freepik.com
Haut: Eigene Darstellung, erstellt mit KI-Unterstützung durch ChatGPT (OpenAI), 2025.