Von Seekarten
Auf einem Segelboot sitzen und über das Meer gleiten – wer hat nicht diese traumhafte Vorstellung von einem unbeschwerten Urlaubstag. Der Skipper hat den Wetterbericht überprüft und mit GPS findet sich jede Hafeneinfahrt auch bei Nacht.
Vor 500 Jahren sah eine Segelfahrt noch ganz anders aus. Zur Bestimmung ihrer Position auf den unendlichen Wasserweiten nutzten die Seefahrer den Jakobsstab oder den Quadranten zur Bestimmung der geographischen Breite (der Sextant wurde erst später gegen 1730 n. Chr. entwickelt), einen Kompass und die damals vorhandenen Seekarten (sog. Isolarii).
Die Seekarten zeigten die Bereiche der Küsten und Meere an, die zum damaligen Zeitpunkt bekannt waren: Küstenlinien, Ansiedlungen, Städte und Flüsse. Zur Navigation über das leere Meer wurden viele zusätzliche Windrosen eingezeichnet: Punkte, von denen Linien ausgehen, die sich kreuzen und an denen nautische Peilungen vorgenommen werden können.
Um auf den Seekarten einen besseren Überblick zu gewähren wurden sie mit Bildern versehen und teilweise eingefärbt: Flüsse und Seen blau, Wappen, Flaggen, Tiere und Schiffe bunter. Der Rest der Karte blieb ungefärbt, denn Farben waren kostbar und teuer.
Exotische Tiere aus der unerforschten Welt
Die Meerestiere auf den Karten waren naturgetreu dargestellt – solange der Zeichner heimische Gewässer mit der ihm bekannten Fischwelt abbildete. Wurden Karten von exotischeren Gegenden verlangt, standen dem Kartografen lediglich Berichte über exotische Tiere wie wilde Wasser speiende Wale zur Verfügung: unbekannte Wesen, nie gesehen, wurden künstlerisch umgesetzt und sind heute historisches Zeugnis einer Welt, die in weiten Teilen noch unerforscht war.
Wo die Gewässer unbekannt waren, konnte ein Seemann nie sicher sein, was ihm auf der Fahrt begegnet: Untiefen und Riffe konnten zum Schiffbruch führen; Gegenden mit langen Flautezeiten brachten der Besatzung den schleichenden Tod; Riesenkraken, die Schiffe verschlingen könnten; Sirenen, die Matrosen in den Tod locken würden.
Drachen mahnten zur Vorsicht
Diese unbekannten Gebiete erhielten zur Warnung eine spezielle Kennzeichnung: Es wurden Drachen eingezeichnet. So wusste jeder Seefahrer: Hier ist eine wilde Gegend, möglicherweise leben hier Monster. Besondere Vorsicht war geboten.
Auch wenn die Schifffahrt inzwischen die ganze Meeresoberfläche sicher befährt, bleibt das Meer selbst fast genauso unbekannt, wie es vor 500 Jahren war. Es sind nur 5 % davon erforscht, und der Großteil der Unterwasserwelt ist immer noch ein Geheimnis.
Bildnachweis:
Titelfoto: Julia Boldt auf Pixabay
Zeichnung Seekarte: Susan Kruse
Weiterführende Infos:
Das Meer – eine geheimnisvolle Schatzkammer
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Mein Name ist Susan Kruse. Ich bin Diplom-Biologin und arbeite sehr gerne in dieser besonderen Firma, die nicht nur interessante Forschung betreibt, sondern aus dieser Forschung heraus handfeste, nutzbare und möglichst nachhaltige Produkte entwickelt. Es pulsiert in unseren Räumen am Tiessenkai, Ideen sprühen und fallen auf fruchtbaren Boden. Ich freue mich, Teil dieses Ganzen zu sein.
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