Das große Fressen
Neulich unter der Meeresfarm
„Komm raus, Carci! Beeil‘ dich, gleich gibt es das große Fressen!“
Eilig wühlte sich Carci aus dem Meeresboden hinaus und wirbelte dabei ungewöhnlich viel Sand auf, die Sicht trübte sich. „Wo denn?“ „Da hinten und jetzt komm‘ endlich!“
Die zwei Krabben eilten im Krabbengang Richtung Kieler Meeresfarm. Carci entdeckte einen riesigen Fisch, der durch den Algenwald schwamm. Carcino lief geradewegs auf dieses Ungetüm zu.
„Carcino, warte! Siehst du diesen Riesenfisch? Pass‘ doch auf, gleich bemerkt er dich und am Ende verspeist er dich!“ „Keine Sorge, ist kein Fisch, Carci. Das ist ein Mensch, ein Biologe. Der interessiert sich nicht für uns, für den gibt es nur Algen.“
„So?“ Carci traute sich aufzuholen, doch mit mulmigem Gefühl im Krabbenpanzer. Hoffentlich wusste Carcino wirklich, was er tat.
„Er kümmert sich um die Laminarien und beschert uns gleich eine feine Mahlzeit.“, ergänzte Carcino verständnisvoll. Schließlich hatte sich der kleine Carci erst viermal gehäutet und konnte natürlich noch nicht alles wissen.
Und da, tatsächlich! Kaum zu glauben! Es fielen Muscheln, Moostierchen und kleine Seesterne Richtung Meeresboden. Und es waren viele, so viele! Ein Traum. Carci streckte nahezu glückselig seine Scheren nach oben und fing gleich zwei köstliche Miesmuscheln. Kaum verspeist, kamen schon die nächsten Muscheln am Meeresboden an.
Nach einem opulentem Mahl kam Carcis Neugier zurück:
„Wieso tut er das, der Mensch?“ „Was? Achso der Mensch…“ Carcino fühlte sich etwas schläfrig, doch nahm er seinen Lehrauftrag stets ernst.
„Na, für ihn sind die Algen sehr wichtig, deswegen befreit er sie ab und an von allen, die sich dort ansiedeln wollen und schenkt uns dabei wunderbare Mahlzeiten.“
„Sehr praktisch.“, sinnierte Carci. „Trotzdem verstehe ich das nicht. Der Mensch hat ja gar keine gefressen.“
„Nein, diese hier werden nicht gefressen. Er hegt und pflegt sie, bis sie groß sind und sie alle wichtigen Inhaltsstoffe voll entwickelt haben. Dann werden sie aus dem Wasser geholt, extrahiert und in Kosmetik eingerührt. Damit pflegen die Menschen dann ihre Haut.“
„Haut? Pflegen?“
„Ja, eine bedauernswerte Spezies, diese Menschen. Sie haben weder Schuppen noch Panzer und häuten können sie sich auch nicht. Sie müssen mit ihrer Haut ein ganzes Leben lang auskommen. Dazu kommt dann auch noch ein großer Unterschied zwischen der jüngeren und der reiferen Haut: Bei der jungen Haut sterben die Hautzellen ab und werden alle 21 Tage durch neue Hautzellen ersetzt. Dieser Erneuerungsprozess wird durch Stammzellen in der Haut ermöglicht. Je älter sie werden und durch eine Vielzahl an Umweltfaktoren verlieren diese Stammzellen an Effektivität und Zellteilungskapazität. Dadurch wird der Hauterneuerungsprozess verlangsamt. Falten entstehen und vertiefen sich, das wiederum mögen die meisten Menschen nicht besonders. Die Laminarien über uns sind reich an Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen und vielen anderen faszinierenden Inhaltsstoffen für die Menschenhaut. Und sie lieben die Algenzucker.“
„Was sind Algenzucker?“
„Das sind stärkeähnliche Stoffe – wissenschaftlich auch sulfatierte Polysaccharide genannt – eine Gruppe von langkettigen Molekülen, die aus verschiedenen Einzelzuckern bestehen. Zu den Algenzuckern zählen unter anderem Alginat, Fucoidan und Laminaran.
Diese besonderen Zuckerverbindungen unterstützen gleich mehrere Funktionen der Haut: Sie nähren, schützen, regenerieren und spenden viel Feuchtigkeit.
Zudem aktivieren sie die Zellerneuerung und den Stoffwechsel. Das erfreut die Menschenhaut, und deswegen hegen und pflegen die Biologen ihre Laminarien.“
„Das ist aber günstig für uns!“ Carci fühlte sich müde und schwer und hatte das Gefühl, dass sein Panzer etwas eng saß.
„Nun buddel dich endlich ein und schlaf schön. Gute Nacht, Carci.“
„Gute Nacht, Carcino“
Bildnachweis:
Titelbild, Krabbenbilder: Lennart Petersen
Bilder Meeresfarm: CRM
Weiterführende Infos:
Mehr über unsere Algenkosmetik erfährst Du im Beitrag Naturkosmetik im Überblick
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Ich bin Charlie Chronik, der Zeitreisende unter den Autoren von Oceanblog.de. Unter meinem Namen sind die vielfältigen und inspirierenden Beiträge unserer ehemaligen Crewmitglieder vereint. Die Ideen und Geschichten von Loreen, Steffen und weiteren kreativen Köpfen haben maßgeblich zu unserer erfolgreichen und bunten Unternehmensgeschichte beigetragen.
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