Geld ist der Diener, niemals der Meister.

Ein Grundsatz, der unser Miteinander seit Jahrhunderten prägt und dessen Sinn auch in der deutschen Verfassung verankert ist:

„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ (Art. 14 Grundgesetz)

Eine funktionierende Wirtschaft ermöglicht Wohlstand und Bildung, birgt aber auch Schattenseiten wie Umweltzerstörung und soziale Ungerechtigkeit. In 2010 gründete sich in Österreich die Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ). Sie postuliert, dass Geld in unserem heutigen Wirtschaftssystem zum Selbstzweck geworden ist. Ziel der als Verein organisierten GWÖ ist es, diesem Trend entgegenzusteuern und eine Wirtschaft zum Wohle aller zu etablieren. Die GWÖ beschreibt eine alternative, nachhaltige Wirtschaftsordnung. Ihre Mitglieder wollen nach eigener Aussage „das Modell in einem partizipativen, demokratischen und ergebnisoffenen Prozess […] weiter[zu]entwickeln.“

Eine Vision des GWÖ-Mitbegründers Christian Felber liegt darin, dass „ethische Produkte“ auf dem Markt günstiger angeboten werden sollten als andere Produkte. Dazu schlägt er eine staatliche Regulierung vor, bei der fair und nachhaltig agierende Unternehmen Anreize wie bspw. Steuervorteile erhalten, um effektiv wirtschaften zu können. Umgekehrt würde für Firmen, die den GWÖ-Grundsätzen widersprechen (Bsp. Kinderarbeit, Ausbeutung, Zerstörung, Korruption) der Marktzugang umso teurer, u. a. durch höhere Zollaufschläge.

oceanBASIS ist als Unternehmen seit 2019 Mitglied in der GWÖ. Mich interessieren die Beweggründe für diesen Schritt, und ich befrage unseren Geschäftsführer Christian Koch zu seiner Motivation:

Christian Koch

Christian Koch, Geschäftsführer und Firmengründer

Warum ist oceanBASIS Mitglied in der GWÖ?

Zum einen war der Grundgedanke, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen, schon bei der Unternehmensgründung ein zentraler Ansatz, sozusagen Inspiration und Ziel zugleich. Zum anderen repräsentiert die GWÖ eine Wertegemeinschaft. Wenn man ein Unternehmen mit einer GWÖ-Bilanz findet, fühlt sich das an wie Familie, weil man annehmen kann, dass die Menschen einen ähnlichen Wertekanon haben.

Was hat Dich am meisten an diesem Konzept überzeugt?

Die Grundprinzipien der GWÖ haben eine erfreulich starke Übereinstimmung mit den Werten unseres Unternehmens. Sie bieten darüber hinaus eine tolle Möglichkeit, diese Werte gemeinsam mit allen im Unternehmen noch konkreter umzusetzen.

Was ist eine GWÖ-Bilanz?

Die GWÖ hat vier Grundwerte: Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung. Diese werden im Hinblick auf die unterschiedlichen Berührungsgruppen des Unternehmens (Finanzpartner, Mitarbeitende etc.) untersucht, die gesamte Wertschöpfungskette wird betrachtet.

Bei uns im Unternehmen wollen wir ab Januar eine GWÖ-Bilanz erarbeiten, in mehreren Workshops und unter Beteiligung möglichst vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Warum kann diese Bilanz dem Unternehmen nutzen?

Da denke ich spontan an meinen Vorsatz, unser Wirken hier sinn- und seelenvoll zu gestalten. Diese Bilanz ist in meinen Augen dafür ein tolles Vehikel. Sinnvoll, weil sie einfach unser Streben nach Nachhaltigkeit und sozial ausgeglichenem Agieren unterstützt; und seelenvoll, weil das ein toller Prozess sein kann, an dem alle teilnehmen. Eine solche Bilanz hat im weiteren Sinne natürlich mit dem Unternehmertum zu tun, aber es geht auch immer um den Überbau. Und da glaube ich ist es gut, wenn man diesen Prozess abgibt und sich alle auch um das warum und wieso Gedanken machen können.

Welche Maßnahmen ergreift oceanBASIS im Sinne der GWÖ schon heute?

Da will ich unser Beschaffungswesen als ein Beispiel herausgreifen: Die Bestellungen erfolgen bei uns dezentral, auch bei größeren Summen, was viel Verantwortung mit sich bringt; und was, finde ich, ein schönes Beispiel für Vertrauen ist, weil man sich nichts genehmigen lassen muss – jeder kauft zum Wohle des Unternehmens ein.

Übergreifend bestimmt Nachhaltigkeit unser tägliches Handeln. Mit der Algenfarm fing es an, diese entzieht der Umwelt CO2 und produziert Sauerstoff. Dann gehören zu unseren Maßnahmen natürliche Inhaltsstoffe, E-Fahrräder, Umweltpapier, Ökostrom und GLS-Bank… Wir versuchen tatsächlich, in unserem Alltag nachhaltig zu leben, und das ist eine tägliche Herausforderung, weil es natürlich immer noch ein Besser gibt.

Die grundlegende Idee der GWÖ, Geld zu verdienen zum Wohle aller, ist übrigens nicht neu. Schon Aristoteles verstand unter „Oikonomia“, dass ein Produzent eine gesellschaftlich anerkannte Leistung vollbracht hat, für die er entschädigt wird. Der reinen Spekulation stand der Philosoph kritisch gegenüber. Will man es auf den Punkt bringen: Geld ist immer nur der Diener, niemals der Meister.

Bildnachweis:
Titelfoto: Image by Free-Photos from Pixabay 
C. Koch: Oceanwell

Weiterführende Infos:
Entdecke hier mehr über die GWÖ-Diskussion und Workshops bei uns im Unternehmen!
Kennt Ihr schon den Zukunftspodcast für Kiel? Lernt Christian und Inez im Podcast-Interview bei Kieltopia kennen und erfahrt mehr über die GWÖ.
Zur Homepage der Gemeinwohl-Ökonomie
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